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Last update: 17.05.2025
 
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Punktlegende
 
2025
2. Quartal
 
 
 
 

JAKOB BRO
with
Lee Konitz, Bill Frisell, Jason Moran, Thomas Morgan & Andrew Cyrille

Taking Turns
CD, Vinyl
CD: ECM 2534, Vinyl: ECM 2543
(2024)
Länge: 40:05

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Tracks:
1. Black Is All Colors At Once
2. Haiti
3. Milford Sound
4. Aarhus
5. Pearl River
6. Peninsula
7. Mar Del Plata

 
Musik-Art: Chamber-Jazz
 
Conny's Kritik:

Der dänische Gitarrist Jakob Bro wurde 1978 in Kopenhagen geboren und veröffentlicht mit „Taking Turns“ sein 16. Album.
Zusammen mit Jazz-Größen wie Lee Konitz (Saxofon), Bill Frisell (Gitarre), Jason Moran (Piano), Thomas Morgan (Bass) und Andrew Cyrille (Drums) wird hier eine ruhige, unaufgeregte Jazz-Atmosphäre geschaffen, die zur richtigen Zeit durchaus ihre magischen Momente in meditativer Trance-Art voll entfaltet.
Kollektive Improvisation ist hier angesagt, meistens spielt Lee Konitz’s Saxofon das Jazz-Thema, Jakob Bro hält sich dezent mit seiner Gitarre im Hintergrund und blüht eigentlich nur am Schluss in "Mar Del Plata" auf, wo Lee Konitz nicht mitspielt.

Keine mitreißenden, spektakuläre Solis werden hier geboten, sondern gekonnter, zauberhafter Kammermusik-Jazz, wo der melancholische Wohlklang im Vordergrund steht.


Bewertung:
9-10 Punkte (von 12)

Klang:
10 Punkte (von 12)

 
 
 

JETHRO TULL
Curious Ruminant
CD, Vinyl
CD: Inside Out Music IOM738, Vinyl: Inside Out Music IOM738
(2025)
Länge: 50:03

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Tracks:
1. Puppet And The Puppet Master
2. Curious Ruminant
3. Dunsinane Hill
4. The Tipu House
5. Savannah Of Paddington Green
6. Stygian Hand
7. Over Jerusalem
8. Drink From The Same Well
9. Interim Sleep

 
Musik-Art: Progressiver Folk-Rock mit mittelalterlicher Einfärbung
 
Conny's Kritik:

Warum ich überhaupt noch ein Jethro Tull-Album rezensiere, weiß ich auch nicht, es scheint Nostalgie zu sein und der Reiz, gute Musik zu hören. Aber es werden immer wieder die gleichen Klangmuster und Rhythmen gespielt, die sofort an die ersten Alben erinnern.

Wie schon gesagt, nichts Neues, aber sehr gute handgemachte Musik, das vertraute virtuose Flötenspiel von Ian Anderson, die mystischen Texte und eine gut eingespielte Band. So ist auch „Curious Ruminant“ nichts anderes als eine fade Reinkarnation der alten Jethro Tull-Band, in der aber Ian Anderson total der alleinige Herrscher ist.

Dabei bedeutet „Curious Ruminant“ nicht „neugieriger Wiederkäuer“ sondern eher „grüblerischer Mensch, der alles überdenkt“. So entstanden sehr grüblerische Lyrics im mittelalterlichen Gewand.

Eher ein Soloalbum, offeriert er Songs immer im gleichen Stil: Anfangs das Flöten-Intro, dann folgt die Band, bevor Ian Anderson mit seinem jetzt mit über 77jährigen- schon arg gebeutelten und geschwächten Bariton-Gesang beginnt. Trotzdem gerät Ian’s Flötenspiel immer sehr ansprechend virtuos und liefert das nötige Grundelement.
Etwas aus dem Rahmen fällt „Drink From The Same Well“ als knapp 17-minütiges langatmiges Instrumental/Folksong-Drama.

Bandmembers wie Andrew Giddings, John O‘ Hara (Keys, Piano), David Goodier (Bass), Scott Hammond, James Duncan (Drums, Percussion) und Jack Clark (Guitars) ergeben sich ehrfürchtig Ian‘s Herrschaft und beweisen professionelles Können.

Aber trotzdem: Mit 77 Jahren veröffentlicht Ian Anderson schon wieder in so kurzer Zeit ein neues Album, das seine enorme musikalische Schaffenskraft positiv unterstreicht.
Auch wenn es mit Nr. 24 in der Jethro Tull-Historie nach 57 Jahren eine eher unbedeutende Rolle spielt.

 


Bewertung:
Sehr wohlwollend gemeinte
8 Punkte (von 12)

Klang:
10 Punkte (von 12)

 
 
 

ALEXI TUOMARILA
Departing The Wasteland
CD, Vinyl
CD: Edition Records EDN 1250, Vinyl: Edition Records EDNLP 1250
(2024)
Länge: 43:26

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Tracks:
1. Towards Dark Light
2. Gaman
3. Watchtower Hill
4. Inner Wasteland
5. August
6. Moreeni
7. Aether
8. Circle

 
Musik-Art: Fusion-Jazz
 
Conny's Kritik:

Alexi Tuomarila wurde 1974 in Finnland geboren und bekam vom 6. bis zum 18. Lebensjahr klassischen Klavierunterricht, bevor er sich dem Rock und danach der Jazzmusik widmete. 2005 gründete er zusammen mit Mats Eilertsen (Bass) und Olavi Louhivuori (Schlagzeug) ein Jazz-Trio, dann folgte das Debut-Album „Constellations“.
Jetzt feiert er mit 51 Jahren auf seinem neuen Werk „Departing The Wasteland“ das 20-jährige Jubiläum seines Trios.

So wird das „Verlassen des Ödlands“ zu einem mit Piano-Jazz, Fusion, Jazz-Rock und World/Ethno-Elementen verzierten Erlebnis, wobei Alexi Tuomarila’s filigrane Fingerfertigkeit nie übertönt und abgehoben klingt, dabei werden seine rhythmischen Akkorde öfters mit Synthesizer-Tupfer veredelt.
Mats Eilertsen gefällt durch sehr rhythmisches Spiel seines Akustik-Basses und Olavi Louhivuori’s Schlagzeugspiel bildet das solide, jazzige Grundfundament.
Als Gäste fungieren Andre Fernandez an der Gitarre, Joao Guimaraes am Alto-Saxofon und Flöte, Jose Pedro Coelho am Tenor-Saxofon und Gil Silva an der Posaune.
Sie lockern die etwas melancholische Grundfärbung des Gesamtwerks etwas auf und leisten anständige Arbeit, besonders Andre Fernandez gibt mit seiner Gitarre dem Werk eine rockige Note.
Beste Stücke sind für mich das anfangs sehr rhythmische „Towards Dark Light“ mit viel Jazz-Rock und das World/Ethno- angehauchte „Watchtower Hill“ genauso wie „Gaman“ in Latino-Art mit rhythmischem Samba-Kontrabass.

Wieder mal ein sehr schönes Jazz-Album aus Skandinavien, hier wird sehr gekonnt klassischer Piano-Jazz mit Jazz-Rock, Mainstream-Jazz und World/Ethno-Elementen vermischt. Man ist also gespannt auf das nächste Album.


Bewertung:
9 Punkte (von 12)

Klang:
9 Punkte (von 12)

 
 
 

COLOSSEUM
XI
CD, Vinyl
Vinyl: Repertoire Records REPUK1498/V391
CD: Repertoire Records REPUK1498
(2025)
Länge: 47:03

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Tracks:
1. Not Getting Through
2. Gypsy
3. English Garden Suite
4. Ain't Gonna Moan No More (Van Morrison)
5. Nowhere To Be Found
6. Won't Be Satisfied
7. No More Second Chances
8. Out Into The Fields (Jack Bruce)
9. Hunters

 
Musik-Art: Progressiver Blues-Jazz-Rock
 
Conny's Kritik:

Das neue Team um Chris Farlowe, Mark Clarke und Clem Clempson hat sich nun endlich mit dem elften Colosseum-Studioalbum perfekt eingespielt und klingt jetzt besser als auf dem 2022er-Album „Restoration“. Besonders Keyboarder Nick Steed, der auch Co-Produzent dieses Albums ist, brilliert mit gekonnter Fingerfertigkeit an Orgel, Piano und Synthesizer. Kim Nishikawara punktet mit ambitioniertem Saxofon-Spiel, besonders in „Ain’t Gonna Moon No More“ beweist er mit Bariton- und Altsaxofon sein Können. Schlagzeuger Malcolm Mortimore ist zwar immer noch kein Jon Hiseman, aber sein überdurchschnittliches Schlagzeugspiel lässt den Altmeister nicht mehr so vermissen.
Clem Clempson’s Gitarre glüht, er singt auch 3 Songs, Mark Clarke’s Bassspiel ist ungemein virtuos und Chris Farlowe’s rauer Baritongesang hört sich endlich mal wieder unangestrengt urig an, und das noch mit 84 Jahren.
Nur zwei Gäste gaben sich ein Stelldichein: Der Gitarrist Ray Detone auf „Gypsy“ und Thompson/Hiseman-Tochter Ana Gracey mit Background-Gesang.
Das Klassik-Rock-Jazz-Instrumental „English Garden Suite“ geriet mit seinen knapp 9 Minuten leider etwas zu langatmig und erinnert des Öfteren bei manchen Passagen an die holländische Klassik-Rock-Band „Ekseption“.
Herausragendste Songs sind für mich Van Morrison's "Ain't Gonna Moan No More" als Midtempo-Blues-Rocksong mit sehr interessanten Alto/Bariton-Sax-Solo und "No More Second Chances" als langsamer Blues-Rocksong, wo Nick Steed am Piano seine Variabilität beweist.

Nichts Neues, viele „Deja-Vu“-Effekte in die 70er-Jahre, trotzdem immer noch erstklassig gespielter Blues-Jazz-Rock mit großartigen neuen Bandmembers.
Bloß beim Albumcover-Artwork könnte man sich mal wieder was Originelleres einfallen lassen.


Bewertung:
8-10 Punkte (von 12)

Klang:
8 Punkte (von 12)

 
 
 

MAYA DELILAH
The Long Way Round
CD, Vinyl
Vinyl: Blue Note Records 00602475136705
CD: Blue Note Records 00602475450795
(2025)
Länge: 45:23

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Tracks:
1. Begin Again
2. Look At The State Of Me Now
3. Man Of The House
4. Maya, Maya, Maya
5. Jeffrey
6. Squeeze
7. Actress
8. Did I Dream It All
9. I'll Be There In The Morning
10. My Balloon
11. Necklace
12. Never With You

 
Musik-Art: Sanfter Soul-Pop mit Country und Blues
 
Conny's Kritik:

Maya Delilah ist ein 24-jähriges Multitalent aus London und wurde gerade zum Spotify „Artist To Watch 2025“ ernannt. Erstmalig trat sie 2020 auf ihren Debut-EP‘s „Oh Boy“ und „It’s Not Me, It’s You“ in Erscheinung, danach 2022 auf dem Blue Note-Sammelalbum „Blue Note Re: Imagined II“ mit dem Song „Harvest Moon“. Jetzt veröffentlicht jetzt mit „The Long Way Round“ ihr erstes Soloalbum, wo sie ihr Können als Sängerin, Songwriterin und Gitarristin eindrucksvoll beweist.

Die 12 Songs bewegen sich meist im Bereich vom sanften Soul-Pop, angehauchten Folk-Country-Pop mit Blues und Gospel bis hin zu Funk, wobei ihre sanfte Mezzosopran-Stimme den melancholischen Songs ihre einzigartige Stimmung verleiht. Etwas aus dem Rahmen fällt der Uptempo-Funk-Kracher „Squeeze“ mit sehr gekonnt gespielten Funk-Bass und das Instrumental „Jeffrey“ mit Folk-Rock- und Blues-Elementen, wo Cory Henrys das Orgelsolo spielt. Alle anderen Songs sind wunderschöne Up- oder Midtempo-Balladen, wie z. B. das Intro „Begin Again“ als sanfte Soul-Pop-Ballade oder am Schluss „Never With You“ als langsame Folk/Pop-Ballade mit etwas Gospel und einem langen Gitarrensolo.

Begleitet wird sie von Josh Grant (Keys, Instruments, Programming, Producer), Benjamin Fletcher (Drums, Organ, Piano, Vocals), Aaron Sterling, Jesse Singer (Drums), Martin Luke Brown (Piano, Vocals), Aaron Graham (Drums, Synths) und Grace Lightman (Vocals).

Ein sehr gelungenes Debut-Album von Maya Delilah, dass man als sehr gute Entwicklungsbasis ihrer weiteren Werke betrachten kann.
Ich persönlich wünsche mir etwas mehr Jazz in ihren Songs, aber das ist halt nur Geschmackssache.


Bewertung:
8-9 Punkte (von 12)

Klang:
9 Punkte (von 12)

 
 
 

ELTON JOHN & BRANDI CARLILE
Who Believes In Angels?
CD, Vinyl
Vinyl: EMI EMIVX2124
CD: EMI EMICD2134
(2025)
Länge: 44:06

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Tracks:
1. The Rose Of Laura Nyro
2. Litte Richard's Bible
3. Swing For The Fences
4. Never Too Late
5. You Without Me
6. Who Believes In Angels?
7. The River Man
8. A Little Night
9. Someone To Belong To
10. When This Old World Is Done With Me

 
Musik-Art: 70er-Jahre Pop-Rock
 
Conny's Kritik:

Vorab: Wer ist Brandi Carlile? Sie ist hierzulande noch ein Geheimtipp und wurde am 1. Juni 1981 in Ravenslade/USA geboren, wuchs mit Countrymusik auf und hat seit 2005 sieben tolle Soloalben veröffentlicht. Ihre Musikrichtung kann man mit „Americana“ vermischt mit Rock ‚n‘ Roll und Pop bezeichnen. Vor 2025 hatte sie schon 2 Duette zusammen mit Elton John: „Carolina“ von 2009 und „Simple Things“ von 2021. 2002 hatte sie sich als lesbisch geoutet und ist mit Catherine Carlile verheiratet, mit der sie gemeinsame 2 Töchter hat. Am 10. Juli 2025 spielt sie auf ihrer „The Lost Time“-Tour im Berliner Club „Huxley’s Neue Welt“.

Ein Album mit Maestro Elton John wollte Brandi Carlile schon immer machen und nun ist es ihr endlich gelungen, herausgekommen ist ein sehr solid handwerklich musiziertes Album mit 10 Songs, auf dem Elton und Brandi 8 Duos singen, nur in „You Without Me“ singt Brandi allein, Elton gibt sich in „When This Old World Is Done With Me“ auch Solo die Ehre.
Diese schon beachtlich an die 70er-Jahre erinnernde Pop-Rock-Arbeit wurde in nur 20 Tagen geschrieben/aufgenommen und beinhaltet zumeist sehr gefühlvolle Pop-Rock-Balladen, mal schnell oder Midtempo-artig gespielt. Beste Songs für mich sind 1. Der schnelle Rock ’n‘ Roller „Little Richard’s Bible“ mit Rock ‚n‘ Roll Piano-Solo von Elton, 2. der Titelsong „Who Believes In Angels“ als pathetische Pop-Rock-Ballade mit filigran gespieltem Piano und 3. die schwermütige Piano-Ballade „When This Old World Is Done With Me“ am Schluss.

Komponiert wurden die Songs zumeist im Zusammenspiel mit Elton John, Brandie Carlile, Bernie Taupin und Andrew Watt, der zugleich auch Produzent des Albums ist, Elton John singt und spielt Piano, Brandi Carlile singt und spielt Gitarre.
Unterstützt werden sie von Top-Musiker wie Andrew Watt (Guitars, Bass, Organ, Background Vocals), Chad Smith von den „Red Hot Chili Peppers“ (Drums, Percussion), Bass-Ass Pino Palladino, „Pearl Jam“-John Klinghoffer (Keys, Syths, Organ, Guitars), in 2 Songs von James King (Sax, Flute) und Ron Blake (Trumpet).

Brandi’s Mezzosopran-Gesang harmoniert sehr gut mit Elton’s Bariton, sie versetzen den Zuhörer direkt in die 70er-Jahre und schaffen ein doch schon sehr interessantes und einigermaßen kommerzielles Album, das man nicht alle Tage hört. Das Albumcover geriet für mich etwas zu kitschig, aber es soll ja dem Album-Titel gerecht werden.

 


Bewertung:
8-10 Punkte (von 12)

Klang:
8 Punkte (von 12)

 
 
 

ALISON KRAUSS & UNION STATION
Arcadia
CD, Vinyl
Vinyl: Down The Road Records DTR0018
CD: Down To The Road Records DTR0018
(2025)
Länge: 35:52

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Tracks:
1. Looks Like The End Of The Road
2. The Hangman
3. The Wrong Way
4. Granite Mills
5. One Ray Of Shine
6. Richmond On The James
7. North Side Gal
8. Forever
9. Snow
10. Where's a Light Up Ahead

 
Musik-Art: Roots-Country-Bluegrass
 
Conny's Kritik:

Alison Krauss gibt zusammen mit ihrer Begleitband "Union Station" auf ihrem achten Album "Arcadia" der uramerikanischen Countrymusik-Tradition ein Tribut auf hohem musikalischem Niveau. Hier wird traditionell musiziert: Akustik-Gitarren, Dobro, Akustik-Bass, Banjo, Akkordion, Lap-Steel Gitarre und Fiddle lassen den Zuhörer in vergangene Zeiten Deja-Vu-Effekte erleben, wobei der glasklare Soprangesang von Alison Krauss den Songs das gewisse Extra verleiht. Auch Neuzugang Russell Moore überrascht mit gekonntem Tenorgesang.

Das Album beginnt mit der traurigen Country-Ballade „Looks Like The End Of The Road“, eine negative, dramatische Lebensgeschichte ("…mein Make-up ertrinkt in Blut, Schweiß und Tränen…“), dann folgt „The Hangman“, dieser Song beschreibt ein Hinrichtungs-Drama im wilden Westen ("…in unsere Stadt kam der Henker, der nach Gold, Blut und Flammen roch…“). „The Wrong Way“ ist eine verträumte Country-Ballade und beschreibt eine melancholische Lebensgeschichte ("…den falschen Weg fand man leichter, aber er gab mir meine ganze Weisheit…“), das danach folgende „Granite Mills“ ist ein Katastrophen-Drama ("…dreihundert Menschen verloren ihr Leben in den Flammen der brennenden Mühlen…“). „One Ray Of Shine“ beschreibt Natur-Heimatgefühle ("…zuhause mit meinem hohlen Baum im Hof…“), während „Richmond On The James“ ein Kriegsdrama des amerikanischen Bürgerkriegs beschreibt ("…und viele Mütter sind traurig und einsam…“). „North Side Gal“ als flotter Folksong beschreibt das Liebeswerben der Männer an ein besonderes Mädchen ("…sie sind verrückt nach einem Mädchen von der Nordseite…“), und „Forever“  als langsame Folk-Ballade ist ein Beziehungs-Drama ("…nicht alle die fragen, suchen Antworten…“). „Snow“ beschreibt als flotter Country-Song ein Lebens-Drama ("…und ich werde sterben, bevor ich jemals mein Zuhause verlasse…“) und der Schlusssong „There’s A Light Up Ahead“ ist auch eine traurige Lebensgeschichte ("…schaue auf alle Chancen zurück, die ich verpasst habe…“).

Die Band besteht neben Alison Krauss (Vocals, Fiddle, Strings) aus Barry Bales (Akustik Bass, Vocals), Jerry Douglas (Dobro, Lap Steel), Ron Black (Akustik Gitarre, Banjo, Vocals) und Russell Moore (Vocals). Als Gäste spielen Dan Tyminski (Akustik Gitarre, Mandoline), Viktor Krauss (Piano), Jeff Taylor (Akkordeon), Adam Steffey (Mandoline) und Start Duncan (Fiddle).

Sehr erquicklich, dieses Album. Die gekonnte Lyrik, die meist sogar sehr dramatisch ausfällt, erreicht gehobenes Niveau. Dabei von Alison und Russell himmlisch gut gesungen und von der Band gekonnt „Roots-artig“- musiziert, die Aufnahme und Produktion ist auch ein Schmaus für die Ohren.
Für mich bis jetzt das Country-Album des Jahres.

 

 

 

Bewertung:
10 Punkte (von 12)

Klang:
10 Punkte (von 12)

 
 
 

JOY DENALANE
Let Yourself Be Loved
CD, Vinyl
Vinyl: Motown 0602508873584
CD: Motown 0602508873577
(2020)
Länge: 36:57

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Tracks:
1. Wounded Love
2. Be Here In The Morning
3. I Believe
4. The Ride
5. I Gotta Know
6. Hey Dreamer
7. Stand
8. Love Your Love
9. Top Of My Love
10. Let Yourself Be Loved
11. Put In Work

 
Musik-Art: Soul mit Rhythm and Blues
 
Conny's Kritik:

Joy Denalane wurde 1973 in Ost-Berlin geboren und hatte einen südafrikanischen Vater und eine deutsche Mutter. Sie zog mit 16 von zuhause aus und widmete sich nach dem Abitur mit 22 Jahren der Musik. Joy Denalane hat sich mittlerweile zu Deutschlands „Rhythm and Blues-Soulqueen“ gemausert und bisher 6 Alben veröffentlicht.
Ich suchte mir ihr englischsprachiges 5. Studioalbum vom Jahr 2020 heraus, es ist ein ganz anständiges R&B-Soul-Werk, wo man durchaus in vier Songs („Put In Work“, „Be Here In The Morning“, „Stand“ und „Let Yourself Be Loved“) sie mit alten Soulqueens vergleichen kann. Durchaus im Soulmusik-Stil der 1960er/1970er Jahre produziert, kamen alle anderen Songs aber nicht über ein gehobenes Mittelmaß hinaus, sie sind aber trotzdem sehr nett anzuhören.

Unterstützt wird ihre Mezzo-Sopranmäßige Soulstimme von Tausendsassa Roberto Di Gioia, der Keyboards, Gitarren, Bass, Drums und Percussion zusteuert, dabei zugleich auch Produzent des Albums ist.  Zudem fungieren Matteo Scrimali (Drums, Percussion), Biboul Darouiche und Jesse Singer (Percussion), Cory Henry (Orgel), Hans-Heiner Bettinger, Axel Kühn, Nemanja Jovanovic und Philip Sindy (Horns) sehr solide mit ihren Instrumenten. Als Gäste treten C. S. Armstrong in „Be Here In The Morning“ und BJ The Chicago Kid in „I Believe“ auf.
Bester Song für mich ist am Schluss „Put In Work“, eine eindringliche Soul-Ballade, sie gerät anfangs sehr langsam, dann erlebt man im 2. Teil ein sehr schnelles R&B-Spektakel, bevor es am Schluss wieder sehr langsam wird.

Die erste deutsche Sängerin, die auf dem klassischen US-Label „Motown“ eine Platte veröffentlichte, setzt auf „Let Yourself Be Loved“ soulmäßige Gesangs-Akzente, die man bisher von keiner anderen deutschen Sängerin gehört hatte. Durchaus hörenswert, wenngleich nicht übermäßig großartig.

 

Bewertung:
7-8 Punkte (von 12)

Klang:
7 Punkte (von 12)

 
 
 

KARL HECTOR & THE MALCOUNS
Unstraight Ahead
CD, Vinyl
Vinyl (2xLP): Now-Again Records NA 5114
CD: Now-Again Records NA 5114
(2014)
Länge: 56:11

CD bei "imusic.de" bestellen!

Tracks:
1. Introduction
2. Push Na Ya
3. El Gusto
4. Transition S
5. Karadeniz
6. The Spirit Of Gine
7. Transition T
8. Girma's Lament
9. Sharpville Massacre
10. Samai Thaqil
11. Jo Nibunga
12. Ombele (Makossa)
13. M'hammad (Slow)
14. Transition A
15. Who's Foolin' Who?
16. Transition C
17. Hymnin 5
18. Bring It On Down
19. Mission Control
20. Kaifa Pt. 1&2

 
Musik-Art: Psychedelisches Funk-Ethno-World--Experiment
 
Conny's Kritik:

Karl Hector ist in Wirklichkeit der deutsche Produzent und Multiinstrumentalist Jan Weissenfeld mit Pseudonym "JJ Whitefield", er ist der Visionär hinter den „Poets Of Rhythm“ und „Whitefield Brothers“. Karl Hector gründete Anfang der 2000er-Jahre „Karl Hector & The Malcouns“ zusammen mit Thomas Myland und Zdenko Curlija.

Auf seinem 2014er-Album „Unstraight Ahead“ erlebt man Funk mit psychedelischem Afro-Sound und Dub- Ethno, World-Effekten, die mal mehr- oder weniger jazzig ausfallen.
Zumeist instrumental und immer wieder mit Kraut-Rock-Elementen verziert, gerät das über 20 Tracks ausgedehnte Werk leider manchmal etwas eintönig, aber das eindringliche und raue Rhythmus-Fundament aus Drums, Percussions und Bass entschädigt.
Hier treffen die westafrikanischen Klänge aus Ghana und Mali auf Mulatu Astakes äthiopischen Jazz ("Ethiojazz") und besuchen die Kraut-Rock-Band „Can“ auf ihrer psychedelischen, progressiven Klangbühne.

Ein multilinguales Musikerlebnis, bei dem die Musikrichtungen aus Lateinamerika, Kuba, Afrika, Europa, dem nahen Osten und Asien gekonnt vermischt werden.
Schon sehr interessant, was Karl Hector hier schuf, diese Klangmischung hört man nicht alle Tage.

 

Bewertung:
7-8 Punkte (von 12)

Klang:
7 Punkte (von 12)

 
 
 

KEB' MO'
Good To Be...
CD, Vinyl
Vinyl (2xLP): Rounder Records 1166101542
CD: Rounder Records 1166101542
(2022)
Länge: 48:02

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Tracks:
1. Good To Be (Home Again)
2. So Easy
3. Sunny And Warm
4. Good Strong Woman (feat. Darius Rucker)
5. The Medicine Man (feat. Old Crow Medicine Show)
6. Marvelous To Me
7. Lean On Me
8. Like Love
9. All Dressed Up
10. '62 Chevy
11. Louder
12. So Good To Me
13. Quiet Moments (feat. Kristin Chenoweth)

 
Musik-Art: Blues-Soul mit Country und Pop
 
Conny's Kritik:

Keb‘ Mo‘ ist in Wirklichkeit Kevin Moore und wurde 1951 in Los Angeles geboren. Er ist Gitarrist, Blues-Sänger, Songschreiber und mittlerweile 11-facher Grammy-Gewinner.
In den 1970er-Jahren spielte er in verschiedenen Bands, u. a. bei „Papa John Creach“, 1993 wurde er Gitarrist in der „Monk Higgins Band“. 1999 legte er mit seinem 2. Soloalbum „Keb‘ Mo‘“ den Grundstein seiner Solokarriere, seitdem begeistert sein warmer Bariton-Soulgesang und sein Gitarrenspiel seine Fangemeinde.

Hier, auf seinem letzten 2022er-Soloalbum „Good To Be…“ setzt er diesen Trend fort, wenn auch mit sehr viel mehr Pop und eingängigeren Rhythmen. So geraten die Songs meist Midtempo-artig als sehr guter Blues-Soul-Country-Pop („Good To Be“, „Good Strong Woman“, „The Medicine Man“, „Louder“) und die Coverversion von Bill Wither’s „Lean On Me“ ist auch nicht von schlechten Eltern. Als flotter Soul-Blues-Popsong brilliert auch „So Easy“ mit Bläser. Erstklassig gerieten die langsamen Balladen: „All Dressed Up“ als langsames Blues-Drama mit Bläser und bluesigen Gitarrensolo und zum Schluss „Quiet Moments“ als langsame Streicher-Country-Pop-Ballade, die er zusammen mit Kristin Chenoweth singt.

Produziert wurde von Keb‘ Mo‘ zusammen mit Vince Gill und Tom Hambridge. Unterstützt wurde er u. a. von Nathan East und Marcus Miller (Bass), Gordon Mote (Keyboards), Paul Franklin (Pedal Steel), Vince Gill (Guitars, Backing Vocals), Marcus Finnie (Drums) und Phil Madeira (Piano). Als Gäste traten Darius Rucker in „Good Strong Woman“, The Old Crow Medicine Show in „The Medicine Man“ und Kristin Chenoweth in „Quiet Moments“ auf.

Ein sehr erquickliches Blues-Soul-Countryalbum, wo aber zumeist popartige und sehr eingängige Klanggebilde vorherrschen, die dem einen oder anderen hartgesottenen Soul-Blues-Fan etwas sauer aufstoßen.

 

 

Bewertung:
7-9 Punkte (von 12)

Klang:
8 Punkte (von 12)

 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

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