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Last Update: 25.12.2023
 
 

Chicago ist die große Metropole im Herzen der USA, die zugleich Talentschmiede und ein Anziehungspunkt vieler bedeutungsvoller Musiker war. Jazzer Lionel Hampton kam 1919 mit 11 Jahren nach Chicago, Bluesmann Muddy Waters folgte im Jahr 1943, als er 28 war.
Aber Benny Goodman, „The King of Swing", m
usste nicht reisen, er wurde schon 1909 in Chicago geboren.

Dann gründeten 1967 die Chicagoer Musiker Robert Lamm, James Pankow, Walter Parazaider, Lee Loughnane, Terry Kath, Peter Cetera und Danny Seraphine eine Band mit dem Traum, die ganze musikalische Vielfalt ihrer geliebten Stadt zu integrieren, um daraus einen neuen Sound zu erschaffen: Eine „Rock ‘n Roll Band mit Bläser".
Ihr Traum wurde mit 20 Top-10 Singles, 12 Top-10 Alben (fünf davon Nr.1) und einen Verkauf von mehr als 100 Millionen Tonträger Wirklichkeit.

 
Vor 1967: Die Anfänge

Die meisten Popstars der sechziger Jahre wurden durch die Auftritte von Elvis Presley im Fernsehen der fünfziger Jahre inspiriert.
Aber Walter Parazaider, geboren am 14. März 1945 in Chicago, hatte eine etwas andere Inspiration:
„Ich fing mit neun Jahren an zu spielen, weil ich Benny Goodman in der Ed Sullivan Show sah," sagt er. „...da wurde ich zunächst einmal Klarinettist."

Parazaider’s musikalisches Interesse entwickelte sich schon in der Familie: Sein Vater war ein Musiker, der sich sein Geld von Ganz- und Halbtagsjobs verdiente, als er seine Familie gründete.
„Ich kann mich als Kind zuhause nicht an irgendeinen Moment ohne Musik erinnern," sagt Parazaider. „Meine frühesten Erinnerungen: Ob es mein Vati war, der für seine Band übte, oder meine Mutter, die sich Platten anhörte, immer war Musik im Haus." Das Ergebnis war, dass er selbst musizierte: „Die Unterstützung, die ich dabei von meinen Eltern bekam, war phänomenal."

Parazaider studierte und spielte Klarinette in den nächsten Jahren, er wurde so gut, dass er im Chicago Symphony Orchestra Klarinettist wurde.
Aber auch für ein Wunderkind der Klassischen Musik waren die späten fünfziger Jahre eine Zeit, wo auch andere Musikarten einen Einfluss auf ihn ausübten.
„Während dieser Zeit spielte ich immer mehr Saxophon," erinnert sich Parazaider, „...und ich merkte, dass man viele Mädchen kennenlernen kann, wenn man Saxophon in einer Rock ‘n Roll-Band bläst. So spielte ich auch in einer Rockband, aber ich verfolgte parallel dabei immer noch eine klassische Karriere im Chicago Symphony Orchestra."

Danach besuchte Parazaider die Chicagoer DePaul-Universität, wo er studierte und „...zwischendurch viel spielte, wie jene Gigs auf verrauchten Zimmern und Tanz-Korridoren, und auch auf irgendwelchen Orchester-Bällen."
Bei DePaul traf er auch einen jungen Chicagoer Musiker, nämlich Jimmy Guercio. Er wurde später Chicago's Produzent.
„So spielten wir in den verschiedensten Rock ‘n Roll-Bands der Gegend," erinnert sich Parazaider. „Wir gaben viele Gigs in den Bierkneipen der Northwestern University und in den umliegenden Colleges, und ernteten viel Beifall.

Inzwischen setzte Parazaider seine "schizophrene musikalische Existenz" bei DePaul fort, obwohl es für ihn immer schwieriger wurde. Er erinnert sich: „Nach über einem Jahr der Erkenntnis wollte ich nicht mehr Trigonometrie studieren und ich war auch nicht eben eine geduldige Person dazu, um Lehrer zu sein. Ich konzentrierte mich daher auf die Musik: Die Klarinette. So bereitete ich mich ein Jahr vor und spielte ein Bewertungskonzert vor den Hauptmitgliedern des Chicago Symphony Orchestra mit Publikum. Ich bekam danach eine hohe Auszeichnung für das Musizieren auf der Orchesterklarinette."

Trotzdem hatte Parazaider noch immer eine nicht-klassische musikalische Idee: Eine "Rock ‘n Roll Band mit Bläsern" zu gründen. In der modischen Popmusikwelt versetzten Bläser die Zeit in die mittleren sechziger Jahre zurück, wo Bands den vierteiligen Rhythmusteil der Beatles imitierten und mit den Begrenzungen von Gitarre-Bass-Schlagzeug sich nicht weiterentwickelten. Gerade das Saxophon, ein wichtiger Teil von den fünfziger Rock ‘n Roll-Bands, hörte man oft. Nur im R&B (Rhythm and Blues), der etwas von der Bigband-Tradition beibehielt, benutzten Leute wie James Brown und andere regelmäßig Bläser.

Im Sommer 1966 brachten die Beatles die Bläser zurück. Ihr 'Revolver'- Album hatte Songs wie ‘Got To Get You Into My Life’, auf dem zwei Trompeten und zwei Tenorsaxophone spielen.

Parazaider’s Hauptband war zu dieser Zeit ‘The Missing Links’, in der ein sehr talentierter Kerl mit dem Namen Terry Kath Bass spielte. Kath, geboren in Chicago am 31. Januar 1946, war seit seinen Teenagertagen ein Freund von Parazaider und Guercio. Er spielte zuvor u. a. in einer Band,
die sich "The Mystics" nannte. Am Schlagzeug war Danny Seraphine, geboren am 28. August l948 in Chicago.
Trompeter Lee Loughnane, noch ein DePaul- Student, spielte nur manchmal mit der Band zusammen.

Lee Loughnane, geboren am 21. Oktober 1946 in Chicago, war der Sohn eines ehemaligen Trompeters.
„Mein Vater war ein Produkt der Swingära," erinnert er sich, „Er war ein Bandleader der Armee-Luftstreitkräfte im ersten Weltkrieg."
Officer Loughnane arbeitete mit einigen Spitzensmusikern der großen Bands dieser Ära zusammen. Aber er kam auch in Kontakt mit ihren Lebensstilen.
„Mein Vater wusste, dass sie nur für eine bestimmte Zeit mit ihm zusammen sein werden, und dann wurden sie normalerweise hinaus zu den Frontlinien versandt," sagt Loughnane. „Somit war er ein wenig lockerer in seiner Disziplin, als er es unter anderen Umständen gewesen wäre. Einige von den Jungs spielten an Wochenenden Gigs in der Stadt und kamen dann betrunken zurück oder stellten irgendetwas an, und mein Vater musste es ausbaden. Als Ergebnis davon bekam er eine Abneigung für Drogen und Alkohol, und als er die Armee verließ, ließ er auch die Musik zurück. Die einzige Sache, die er in seine Heimat brachte, war seine Trompete. Diese Trompete war die erste, die ich spielte. Ich hatte ihn selbst nie spielen gehört..."

Als Loughnane 11 Jahre alt war, spielte er diese Trompete. Nachdem er im Sommer 1959 zwischen siebter und achter Klasse 13 Jahre alt wurde, traf er sich mit dem Banddirektor Ralph Meltzer. „Ich musste ihm meine Zähne zeigen", erinnert sich Loughnane. „Bei krummen Zähnen werden deine Lippen wegen des Druckes vom Mundstück in Unordnung gebracht. Meine Zähne waren okay. Er gab mir dann irgendwelche ‘Mary Had A Little Lamb’ - Bücher, und ich konnte nicht abwarten, zuhause diese Lieder zu spielen. Mein Vater fand dann einen Privatlehrer mit dem Namen John Nuzzo. Durch seinen Unterricht verbesserte sich mein Spielen enorm."

In Loughnane’s High-School- Zeit wurde er bei St. Mel aufgenommen, denn obwohl St. Patrick seiner Heimat viel näher war, hatte St. Mel eine Konzert-, Jazz-, und Marschband. Auch hatte der Banddirektor, Tom Fabish, Loughnane’s Vater unterrichtet, als er selbst in der High-School war.
„Tom beeinflusste mein Spielen enorm und er sowie mein Vater wollten, dass ich zu einer Schule gehe, wo ich Musik spielen konnte," sagt er. „Ich mochte den Marschmusik Teil davon nicht besonders, wie auch immer. Sie konnten mich nie dazu bringen, irgendwelche Beine hochzuheben und so auszusehen wie ein Marschierender. ‘Möchtet ihr Musik hören, oder soll ich marschieren?’ Ich war immer darauf bedacht, so gut wie nur möglich zu spielen. Aber jetzt habe ich gelernt, ein Künstler zu sein und so zu spielen, so gut wie ich es noch kann, lieber als der Versuch, herumzuspringen und viele Noten zu verpassen. Ich habe immer daran gedacht, und es half sehr, die Musik echt zu spielen."

Zu der Zeit, als er 1964 die Highschool promovierte, wußte Loughnane schon, dass er Profimusiker werden wollte. „Es gab nichts anderes, das ich machen wollte," erinnert er sich, „Ich hatte keine andere Berufung."
„Tom Fabish war auch Banddirektor an der DePaul Universität, als ich ins College aufgenommen wurde, so war es für mich die perfekte Schule. Tom, mein Vater und ich entschieden, da ich mich nun zur Musikkarriere fest entschlossene hatte, sollte ich als Sicherheit noch eine Musiklehrer-Ausbildung absolvieren. Aber mit Parazaider konnte ich so nicht zusammenarbeiten. Ich liebte die Musikklassen, aber ich konnte diese Zuneigung nicht mit den allgemeinen Ausbildungsklassen teilen," sagt Loughnane, „....und ich käme zu dem Punkt, wo ich eben jene Klassen nicht mehr besuche."

Vielleicht waren seine ‘außerhalb der Universität-Aktivitäten’ der Grund, dass er immer weniger Zeit zum Studieren hatte. Wie die zukünftigen Mitglieder von Chicago fing Loughnane an, in hiesigen Bands aufzutreten. Zuerst gab es die ‘Shannon Show Band’, eine irische Gruppe, mit einem drei-Mann Bläser-Teil, also Trompete, Posaune, und Tenorsaxofon, genau wie Chicago es vorhatte. Bei Lebensmittellieferungen an die irische Bevölkerung der Stadt trat die ‘Shannon Show Band’ im ‘Blarney Club’ auf, es wurde Elvis Presley, Country & Western und Top-40 Musik gespielt, zusätzlich zum obligatorischen Irischen Walzer. „Ich sang zum ersten Mal in dieser Band," erinnert sich Loughnane, „...ich sang ‘Kicks’ von Paul Revere and the Raiders.
Ich sang so gut, dass ich drei Songs auf 23 Alben von Chicago selbst sang.".

Loughnane's andere Band in dieser Periode war ‘Ross and the Majestics’, die einen Sommer lang in einer Bar im Kellergeschoß des ‘Palmer House’, ein nobles Chicagoer Hotel, spielte. Da Lee hier spielte, konnte er seinen Sommerjob, den sein Vater für ihn auf dem Schrottplatz der ‘Revere Copper and Brass Company’ vermittelt hatte, nicht antreten. „Mein Vater war damit nicht einverstanden, aber ich konnte die Band wegen meiner Zusage einfach nicht enttäuschen."

Noch ein Sommer-Job beim „Chicago State Hospital" bestätigte nur Loughnane's Abneigung von dieser Arbeit.
„Trompete spielen machte mir viel mehr Spaß und war definitiv viel besser für meinen Rücken," sagt er.
Später im Sommer wurde es Zeit, die Flügel auszubreiten. „Ich zog aus, bekam eine Wohnung und dann traf ich Terry."

Durch Kath lernte Loughnane Danny Seraphine und Walter Parazaider kennen, und er spielte mit den ‘Missing Links’. „Walter war der einzige Bläser dieser Band, und er ermutigte mich, vorbeizukommen und mitzumachen," erinnert sich Loughnane, „...sie brauchten nämlich zwei Bläser und nur so konnte man diesen typischen ‘R&B’ Klang erzeugen. Diese Musik war seinerzeit angesagt, und es machte mir wirklich Spaß, mit dieser Band zu spielen."

Jetzt entschieden sich Parazaider, Kath, Seraphine und Loughnane dazu, den Traum ihrer ‘Rock ‘N’ Roll Band mit Bläser’ zu verwirklichen. Daher brauchten sie zusätzliche Bandmitglieder.

Der erste Musiker war im Herbst ‘66 ein neu übernommener DePaul-Student vom Quincy-College, der Posaune spielte. „Walter hatte in der Schule schon immer ein Auge auf mich geworfen", sagt James Pankow. „Er kam zu mir und sagte ‘Hallo, ich hab' dir beim Spielen zugehört, und es gefällt mir. Ich denke, du bekommst es.’ Ich sagte: ‘Was meinst du mit 'Du bekommst es?’ Er hatte dieses blinken in seinem Auge, und ich wusste, dass ihm mein Spielen gefiel."

James Pankow, geboren am 20. August 1947 in St.Louis/Missouri, hatte bestimmt genug Zeit mit seinem Instrument verbracht, um etwas daraus zu machen.
„Ich war fünf, und meine Eltern merkten, dass ich ein menschliches Schlagzeug war," sagt er. „...ich strampelte in der Wiege im Rhythmus der Musik, bevor ich gehen konnte, und zerbrach mir meine Finger beim Taktschlagen an den Wänden und dem Erzeugen aller Arten von Rhythmen, egal welcher Musik ich zuhörte. Da sie glaubten, dass es besser wäre, diese nervöse Energie 'unter Kontrolle zu bringen', meldeten sie mich bei der hiesigen Grundstufe an. Ich wollte natürlich Schlagzeug, Gitarre oder Saxofon spielen. Niemand wollte Posaune spielen, es war eben nicht cool."

Aber nun trafen sich Pankow's Eltern mit dem Band-Direktor, um James zu überreden, Posaune zu spielen. Pankow erinnert sich: „Meine Eltern und der Band-Direktor überredeten mich, etwas zu versuchen, was weniger wettbewerbsfähig war: Posaune zu spielen. Ich quälte mich mit der Posaune und für die ersten drei Jahre war es die reinste Hölle für mich."
Ein Grund dafür war, dass ein zehnjähriger halt Schwierigkeiten damit hatte, ein derartig großes Instrument zu manövrieren.
„Es war genauso, als setze man einen Zwerg in einen Sattelschlepper und beauftrage ihn, nach New York zu fahren,"
sagt Pankow.

Aber ab seiner Jugend, mit der Ermutigung seines Vaters mit einer großen Plattensammlung, die ihn hinaus zu den hiesigen Nachtlokalen brachte, begann Pankow die Posaune zu lieben. So sehr sogar, dass er unentwegt weitermachte in diesen drei verdammten blutigen Jahren mit Zahnspangen auf seinen Zähnen...

Pankow’s musikalische Ausbildung wurde bei der Notre Dame High School bei Father George Wiskirchen fortgesetzt, der, er erinnert sich, „....das Buch ‘High School Jazz Lab And Big Bands’ schrieb..." und die jungen Posaunisten unterrichtete. „Ich spielte in der Konzert- und Marsch-Band," sagt Pankow, „aber die High School Jazz Band wurde meine Inspiration."

Nach der High School bekam Pankow ein volles Musik-Stipendium am Quincy College, aber wie Parazaider und Loughnane begann er, sein Geld in Bar-Bands verdienen. Nach seinem ersten Studienjahr im Sommerurlaub gründete er eine Band, die auf Gesellschafts-Partys, Colleges, Hochzeiten und auch in Bars spielte. Er hatte einen Agenten, der ihm Gigs mit allen großen Bands von Chicago ermöglichte. Als der Herbst sich näherte, war Pankow so mit seiner Musikarbeit ausgelastet, dass er für was anderes keine Zeit mehr hatte. Er telefonierte daher mit seinem Lehrer bei Quincy und sagte, dass er nicht mehr für das Herbst- Semester zurückkam. Aber er wollte seine Ausbildung fortzusetzen, und damit wechselte er zum DePaul-College.

Durch Pankow’s Eintritt in die neue Band hatte man jetzt drei Bläser, aber man brauchte noch Bass und Keyboards.
Als sie Pianospieler ‘Bobby Charles’ von ‘Bobby Charles and the Wanderers’ hörten, dachten sie, man hätte beides auf einen Schlag gefunden.
Bobby Charles wirklicher Name war Robert Lamm.

Robert Lamm, der am 13. Oktober 1944 in Brooklyn, New York, geboren wurde, schien schon genau wie Pankow in der Wiege zu ‘Rocken’.
„Musik interessierte mich schon seit meiner Kindheit," sagt er. „Sowohl meine Mutter als auch mein Vater waren Sammler von Jazzplatten und es wurde in unserem Hause stets Musik gespielt."

Lamm’s erstes formelles Musik- Training begann in einen ‘Brooklyn Heights Choir’. Seine Mutter ermöglichte es. Hier fing er auch an, Klavier zu spielen. Er fand heraus, dass er die Lieder auch nach Gehör nachspielen konnte.

Als Lamm 15 war, heiratete seine Mutter wieder und zog mit der Familie nach Chicago. Dort traf er andere ehrgeizige High-School-Musiker und sie gründeten eine Band. Er studierte auch mit dem prominenten Jazz-Lehrer Millie Collins. Sein Idol wurde Ray Charles, und Lamm nannte sich nach seinem Helden.

„Ich schrieb Songs in einer oder zwei Bands vor Chicago," erinnert er sich zurück, „...die zweifelhafte Qualität von diesen Liedern ist eine andere Diskussion. Das ‘Song-Writing’ war zu dieser Zeit noch nicht die Hauptleidenschaft von mir, so wie es jetzt ist."

Lamm erhielt einen Telefonanruf. Er ist nicht sicher, wer ihn anrief, aber die Stimme am anderen Ende der Leitung skizzierte die Idee von einer Band, die Rock 'n Roll mit Bläser spielen wollte und fragte, ob er interessiert wäre. Er sagte ja. Er wurde auch gefragt, ob er mit den Basspedalen einer Orgel spielen könnte, das würde für den optimalen Klang der Band noch fehlen.
„Ich log und erzählte ihnen, ich könnte es," sagt er. „Ich musste es daher jetzt wirklich schnell lernen und ich tat es während der Arbeit".

 
1967-1972: Die besten Jahre

Robert Lamm traf die anderen Mitglieder bei einem Meeting, in dem diskutiert wurde, wie man zum Erreichen der musikalischen Ziele vorzugehen hatte. Das Datum war der 15. Februar 1967.
„Wir trafen uns in Walters Wohnung im Nord-Bezirk von Chicago," so Pankow. „Es war Danny, Terry, Robert, Walter, Lee und ich, und wir stimmten überein, unser Leben und unsere Energien diesem Projekt zu widmen."

Man probte im Kellergeschoß von Parazaider’s Eltern, so oft man konnte.
„Wir glaubten, dass die einzigen Leute, die richtig mit Bläser spielten, die Soul-Acts waren," sagt Pankow, „...damit wurden wir auch eine Art Soul-Band so in der Richtung von James Brown und Wilson Pickett."

Die Band brauchte noch einen Namen. Parazaider erinnert sich: „Ein italienischer Freund von mir sagte: ‘Du weißt, alle sagen ‘Thing, Thing this, Thing that’. Das hat viel mit euch gemein. Wir werden euch ‘The 'Big Thing' nennen.’"

Im März 1967 hatte ‘The Big Thing’ seinen ersten Auftritt im ‘GiGi A Go Go’ in Lyons, Illinois. Im Juni, Juli und August spielte die Band in Peoria, Sioux Falls, Süddakota, Rockford, und Indianapolis. Aber der wichtigste frühe Gig war ein einwöchiger Auftritt vom 29. August bis zum 3. September 1967 im ‘Shula Club’ in Niles, Michigan.

In Niles trafen sie sich auch mit Parazaider’s alten Freund Jimmy Guercio, er wurde ihr erster langjähriger Produzent. „Er hörte uns spielen," erinnert sich Parazaider, „...und war sehr beeindruckt."
Es war der große Durchbruch. Guercio sagte, wenn sie so weitermachten, würde er auch weiterhin mit ihnen in Verbindung bleiben. Ermutigt dadurch begannen sie, mehr ihr eigenes originales Material zu entwickeln.
„Ich schrieb nun eigene Songs," sagt Pankow. Robert schrieb mehr Songs und Terry Kath steuerte auch sein eigenes Material bei."

Den ganzen Herbst spielte ‘The Big Thing’ im ‘Midwest Club’. In der zweiten Dezemberwoche bekamen sie einen wichtigen Gig: „Wir waren der Opening Act im ‘Barnaby's’ in Chicago für eine Band genannt ‘The Exceptions’, sie war die größte Clubband im Mittelwesten, wir waren im Publikum und hörten ihnen zu," sagt Pankow, „...ich wurde direkt weggeblasen..."

So wie ‘The Big Thing’ lang blieb, um ‘The Exceptions’ zu hören, so viel früher kam einer von ‘The Exceptions’, um ‘The Big Thing’ zu hören. „Ich hatte viel gehört von diesen Jungs," sagt Peter Cetera, der Bassist von ‘The Exceptions’. „Ich war nur sprachlos, denn sie spielten Songs, die sonst niemand machte, und auf eine andere Weise. Sie spielten von den BeatlesMagical Mystery Tour’ und ‘Got To Get You Into My Life’ sowie andere Versionen von Rocksongs mit Bläsern."
„Nach dem Gig," so Pankow, „kam er zu uns und sagte: ‘Ich weiß nicht, was ihr da macht, aber ich mag es. Es erfrischt wirklich. Es ist cool."
„Am Ende des zweiwöchigen Gigs," so Cetera, „verließ ich ‘The Exceptions’ und war nun neues Mitglied von ‘The Big Thing’".

Peter Cetera wurde am 13. September 1944 in Chicago geboren. Als er zehn Jahre alt war, wurde sein erstes Instrument das Akkordeon.
„Das ist leider wahr," gibt er zu, „...es gab Akkordeon und Gitarre, und aus irgendwelchen Gründen wählte ich das Akkordeon. Ich weiß nicht warum. Ich schätze, weil ich halb polnisch war, und wir spielten viele Polkas. Es war nicht gerade förderlich für meine Rock ‘n Roll Karriere, aber es machte eigentlich viel Spaß..."

Seine eigentliche musikalische Karriere begann ein klein wenig später.
„Ich hörte mir andere Musik an," erinnert er sich, „...und als ich Student im zweiten Jahr in der High School war, kaufte ich mir eine kleine Gitarre und sang während der Schule. Ich traf einen Oberstufenschüler, der auch Gitarre spielte, und wir sangen zusammen. Er sagte: ‘Gründen wir eine Band’ und ich meinte, ‘OK, ich werde mir einen Bass kaufen.’ Nun spielten wir auf allen ‘Heimkehr-’ und ‘Wochenenden-Tänzen’ Top-40 Material. Im Oberstufenjahr kam ich mit ‘The Exceptions’ zusammen. Ich blieb fünf oder sechs Jahre bei ihnen."

Cetera entsprach den musikalischen Bedürfnissen des ‘Big Thing’s’ vollkommen.
„Wir brauchten einen Bassisten," meint Loughnane. Robert spielte die Bass-Pedale der Orgel. Er machte es gut, aber man konnte halt nicht genug Bassdruck mit den Pedalen der Orgel erzeugen. Wir brauchten einen echten Bass in der Band. Und wir brauchten eine Tenorstimme. Wir hatten zwei Baritone (Lamm und Kath), damit konnten wir mittlere und niedrigere Stimmlagen abdecken. Aber wir brauchten eine hohe Stimme für den gleichen Grund, warum wir drei Bläser hatten. Wir hatten Trompete, Tenorsaxofon und Posaune. Sie klangen zusammen so harmonisch, und wir wollten die gleiche Sache auch mit den Gesangstimmen machen. Als Peter in die Band kam, perfektionierte sich unser Gesang. Wir konnten musikalisch mehr Farbe bekommen, und wir begannen, von dort an aufzubauen."

Im ‘Barnaby’s’ war vom 6. - 10. März 1968 der nächste große Auftritt von ‘The Big Thing’, und Guercio hörte ihnen zum zweiten mal zu. Beeindruckt durch die Darbietung und die Band-Verbesserung verhandelte er mit ihnen. „Er sagte, wir sollen uns für einen Umzug nach L. A. vorbereiten," sagt Pankow, „wir sollten an unseren eigenen Songs weiterarbeiten und er würde uns anrufen, sobald er bereit wäre."

Der Name ‘The Big Thing’ wurde jetzt von Guercio umbenannt zu ‘Chicago Transit Authority’ im Andenken an die Buslinie, mit der er früher zur Schule fuhr. Die Band arbeitete mit kreativer Inbrunst. Kath, Pankow und besonders Lamm schrieben große Mengen von Originalmaterial. Mit Lamm wurden zwei der denkwürdigsten Band-Songs fertiggestellt, ‘Questions 67 and 68’ und ‘Does Anybody Really Know What Time It Is?’, kurz vorausgehend zum Umzug von Chicago nach Los Angeles.

Guercio reagierte schnell. „Er kaufte ein kleines Haus in der Nähe der Hollywood-Autobahn und sagte uns, dass er bereit wäre," erinnert sich Pankow. „Wir machten im Juni ‘68 den Umzug. Die verheirateten von uns ließen ihre Frauen zuerst zu Hause, weil sie es sich einfach nicht leisten konnten, ihre Familien mitzubringen. Wir bekamen fünf Mal am Tag Beschwerden von den Nachbarn, weil alles, was wir machten, Übung war, Tag und Nacht."

Die Band begann, im Gebiet um Los Angeles zu spielen. „Ich glaube, wir bekamen alle in dieser Zeit nicht mehr als 15 - 20 Dollar, egal in welcher Bierhalle wir hier in der Vororten von Los Angeles auch spielten," sagt Parazaider.

Aber zusätzlich zu ihren Einnahmen gewannen sie auch neue Fans, einer von Ihnen war Tris Imboden, ein 16jähriger Surfer und ein strebsamer Schlagzeuger. „Ich kann mich noch erinnern, ich ging zum Shrine Auditorium," sagt er, „...ich war hier, um Procol Harum zu sehen, Arthur Lee und Love spielten auch. Ich ging weiter, und auf einer anderen Bühne war diese Band mit den Bläsern, und, Mann, es beeindruckte mich sehr! ‘Großer Gott! Das ist die beste Sache, die ich je gehört habe’, weil es war eine Mischung von so vielen Sachen, die ich liebte, R&B, Jazz und Rock ‘n Roll, und die Gesangsparts waren so stark, zwischen Robert und Terry und besonders Peter. Danny Seraphine war auch teuflisch gut, er packte wirklich meine Aufmerksamkeit. Ich fragte jeden: ‘Wer ist das?’ und es war CTA, Chicago Transit Authority. Wenn mir jemand gesagt hätte: ‘Tris, eines Tages, werden sie der Schlagzeuger dieser Band sein’, ich hätte gesagt: ‘Ja, natürlich. Und ich bin Napoleon!’ Ich hätte niemals daran geglaubt...."
Nach 22 Jahren wurde Tris Imboden doch Chicago's neuer Schlagzeuger.

Gemäß den Produktionsbedingungen mit CBS hatte Guercio dreimal die Gelegenheit, verschiedene Labels für das Plattencover zu präsentieren.
Er arrangierte auch die erste Präsentation von ‘The Chicago Transit Authority’ im ‘Whisky A Go Go’ im August, aber CBS West Coast Division lehnte sie ab. Ein Monat später wurden sie von CBS wieder abgelehnt, Rückschlag zwei.

Das Geld wurde langsam knapp, und Guercio wurde gebeten, das zweite Album von ‘Blood, Sweat & Tears’ zu produzieren, eine Jazz-Rock-Gruppe von CBS. Er beabsichtigte, sein Einkommen von diesem Projekt für das Finanzieren von ‘Chicago Transit Authority’ bereitzustellen, damit endlich ein Weg zum Plattenvertrag mit CBS gefunden wird. Guercio brauchte aber die Erlaubnis der Band, um jemanden anderen zu produzieren.

„Jimmy rief mich an und bat mich, die anderen Bandmitglieder zu fragen, ob es o. k. wäre, wenn er ‘Blood, Sweat and Tears’ zweites Album produzieren würde," erinnert sich Parazaider. „Zuerst dachte ich: ‘...gut, Mann, das sind Bläser, aber was soll das?’ und sagte ihm meine Meinung. Er meinte: ‘Um die Wahrheit zu sagen, ich habe die Bläser nicht wirklich als eine ganze Bandsituation aufgenommen. Ich habe Bläser aufgenommen, die hierhin und dorthin in die Aufnahme einfügt wurden, oder ein paar kleine Schnipsel da und dort. Das war ein guter Weg für mich zu lernen, wie man Bläser aufnimmt.’ Ich glaube nicht, dass es ein Lippenbekenntnis war, denn er hatte die Bläser wirklich nicht direkt aufgenommen. Wir waren im Grunde eine Band mit voll integrierten Bläser in der Band, nicht als Hintergrundbläser. Ich hasse immer daran zu denken, wie der Bläsersound von ‘Chicago’ und ‘Blood, Sweat & Tears’ verglichen wird. ‘Blood, Sweat & Tears’ waren von Anfang an viel anders als wir und ihr Sound wurde oft kopiert, nachdem wir den ‘Chicago Horn-Sound’ hatten. Ich denke, die ‘Blood, Sweat & Tears’ - Bläser wurden auf eine ganz andere Art aufgenommen als unsere Bläser. In der Tat, wenn sie die zwei Bands vergleichen, würden sie sagen, sie sind wirklich eine Jazz-Rockband, wobei wir anders waren. Sie nannten uns eine Jazz-Rockband, nachdem ‘B,S&T’ verblassten, aber wir waren im Grunde immer eine 'Rock ‘n Roll-Band mit Bläser'."

Statt des Risikos mit noch einer CBS- Präsentation schnitt Guercio eine Demo von ‘The Chicago Transit Authority’, und als die Platten-Industrie sich meldete, änderte CBS-Präsident Clive Davis die Entscheidung der West Küsten-Manager und unterschrieb den Plattenvertrag.

Sieben Monate nach der Ankunft in Kalifornien, fast zwei Jahre nachdem sie sich in Parazaider’s Wohnung getroffen hatten, und nach mehr als ein angehäuftes halbes Jahrhundert Spielen und Üben, wurde den sieben Mitgliedern von ‘Chicago Transit Authority’ nun schließlich die Chance gegeben, der Welt zu zeigen, wer sie sind und was sie konnten.

In Januar ‘69 flog die Band nach New York, um mit der Arbeit des 1.Albums anzufangen.
Nun gab es zwei Probleme, an die keiner gedacht hätte. Das erste war: Das Guercio-produzierte ‘Blood, Sweat & Tears’ Album wurde zuerst ein Flop (obwohl es später ein spektakulärer Hit wurde), der Status seines neuen Projektes, ‘CTA’, litt dadurch: Die Plattenfirma kürzte die Länge der Produktionszeit, welche die Band im CBS- Studio zur Verfügung hatte. Der Band wurden nur fünf Tage für Basic-Tracking und fünf Tage für Overdubbing zugelassen. Und dann gab es noch das zweite Problem: Obwohl sie gut geprobt hatten, waren die Bandmitglieder nie zuvor in einem Studio gewesen.

„Wir gingen eigentlich ins Studio und wollten anfangen, ‘The Chicago Transit Authority’ aufzunehmen, fanden aber gleichzeitig heraus, dass wir sehr wenig darüber wussten, was wir machten," sagt Walt Parazaider. „...ich machte kommerzielle Sachen in Chicago, aber das war eine total andere Situation für uns. Der erste Song war ‘Does Anybody Really Know What Time It Is?’. Wir versuchten es Live aufzunehmen, alle zusammen im Studio auf einmal. Wie zur Hölle bringen sie sieben Jungs dazu, das erste Mal im Studio richtig zu spielen? Ich erinnere mich, ich stehe in der Mitte dieses Raumes. Ich konnte keinem ins Gesicht schauen, aus Angst, ich würde sie ablenken oder sie mich. Es ist verrückt, wie es funktionierte. Nachdem es das erste Mal nicht so richtig klappte merkten wir, dass zuerst der Rhythmusteil kommen musste, dann die Bläser, und genauso praktizierten wir im Grunde auf vielen unserer Plattenaufnahmen."

Aber das gewaltige Material der Band passte nicht auf eine damalige Standard 35-Minuten -LP. Die Band hatte mehr als genug Stoff für ein Doppelalbum.
Wenn sie es selbst entscheiden könnten, schien ihnen die Zeit recht zu geben. Anfang 1969 war eine Periode, wo "Rock ‘n Roll" so seriös wurde, wie man es vor einigen Jahren nie geahnt hätte. Die Beatles hatten gerade ihr neues Doppelalbum ‘White Album’ veröffentlicht, zudem wurde auch die hochheilige "drei- Minuten- Begrenzung" für eine Single durchbrochen: Die Veröffentlichung des über sieben Minuten langen ‘Hey Jude’.

Als von dem Vorhaben einer Doppel-LP erzählt wurde, sagte Columbia zu Guercio, eine Doppel-LP könnte nur realisiert werden, wenn die Tantiemen der Band gekürzt würden. Die Band stimmte zu.

‘The Chicago Transit Authority’ ist eine Zeitkapsel populärer Musikstile der späten '60'er, mit ‘CTA’s eigenem einmaligen Geschmack. Man kann aus den Gruppen Klassik, Jazz, R&B und Pop auswählen, es gibt Hinweise auf die Beatles sowie Jimi Hendrix. Man kann die Bandgeschichte heraushören: Kath’s ‘Introduction’, welches in der Tat "die Band einführt" (‘We're a little nervous’), ist ‘CTA’s eigene Version von einer Art funky Bar-Band hochgebracht von ‘Sly and the Family Stone's’ ‘Dance To The Music’ oder ‘Archie Bell and the Drells' ‘Tighten Up.’ Mitten im Song geht man von der Bar zum Wohnzimmer und hört dort tolle Bläser, Momente später ist man in einer Konzerthalle, und es heult das Rockgitarren-Solo von Kath.

‘Does Anybody Really Know What Time It Is?’ startet mit einem akustischen Pianosolo, es erinnert an ‘Erik Satie’ und ‘Art Tatum’, während der Song selbst ein helle Popmelodie mit typischer Anti-Establishment-Lyrik kombiniert. ‘Questions 67 And 68’ beinhaltet eine stattliche Bläserstaffelung mit heißen Gitarrenriffs und einen musikalischen Rhythmus, der an Popsongs wie ‘Jimmy Webb’s’ ‘MacArthur Park’ erinnert.
Durch all diese Zutaten: Hier die intensiven Bläser, der kultivierte Rhythmus verändert sich mit aufschreckenden musikalischen Nebeneinanderstellungen, die wechselnden Gesangstimmen: sanft (Lamm), hochsteigend (Cetera), und seelenvoll (Kath), wird ein Sound entwickelt, der das Kennzeichen des klassischen Chicago-Sounds wird.

‘The Chicago Transit Authority’ wurde im April 1969 veröffentlicht und von den neuen mächtigen FM Rockalbum Stationen gespielt, besonders vom ‘College-Radio’.
„’AM-Radio’ wollte uns nicht spielen, weil wir anders waren," sagt Pankow. „Sie waren nicht dazu fähig, unsere Musik einzuordnen. Sie war auch anders, und die Songs auf dem Album waren so lang, dass sie wirklich nicht für Radiostationen geschneidert waren, außer wenn sie bearbeitet würden, und wir wussten nichts über das Bearbeiten. Wir bearbeiteten aber drei Songs und veröffentlichten sie, aber ‘FM-Radio’ wollte diese Musik nicht spielen.
Das Album wurde so ein Underground-Hit, und ‘FM-Radio’ wurde vom College-Publikum der späten 60er bedrängt. Auf einmal entdeckten die College-Campusse um das Land ‘Chicago’, und es war geschafft. Das war der Anfang. Wer unsere Musik nicht hörte, war nicht Hip. Es waren die College-Schüler, die durch Mundpropaganda dieses Album so zu einer unglaublichen, enormen Hauptstütze für die Pop-Charts machten."

Am 17. Mai 1969 zog das Album in die Top-LP-Chart’s des Billboard-Magazins ein, und erreichte schließlich seinen Höhepunkt bei Nr.17.
Ende 1972 hatte es 148 Wochen in der Hitliste gestanden (und das war nicht das Ende seiner totalen Laufzeit), es wurde zum längsten laufenden Hit-Album einer Rockgruppe zu dieser Zeit.

Im Dezember war ‘The Chicago Transit Authority’ noch ohne Hit-Single, aber das Album erreichte in den Verkaufslisten Gold, und ‘Chicago’ wurde eine berühmte Band. Es veränderte ihr Leben.
„...unser Lebenstraum war, einen Hit zu bekommen," sagt Parazaider. „Es war schon erstaunlich, weil wir engste Freunde waren, die alle zusammen dieses ganze Durcheinander von der Abreise von Chicago bis zur Ankunft in L.A. mitgemacht hatten, in einem jungen Alter, beim Verlassen unserer Familien, gerade als der Würfel rollte. Wir hielten letzten Endes trotzdem immer zusammen, jedermanns Ego war unter Kontrolle. Ich denke, für einige in der Band war es schwieriger, mit dem Erfolg zurechtzukommen als bei anderen. Ich denke nicht, dass es irgendeinen von uns gab, der sich an dem Tag im Februar ’67 an den Tisch in meiner Küche hinsetzte und sagte: ‘Hey, unser Ziel ist es, berühmt zu werden!’. Die eine gute Sache, die uns zu helfen schien: Wir waren die gesichtslose Band hinter diesem Logo."

Obwohl Kritiker ihre Absichten immer missdeuteten, Chicago’s Logo und ihre Gesichtslosigkeit waren sehr im Trend des späten ‘60er Stils. Bandanstrengungen, die über dem Individuum des einzelnen Egos stand.
Damit die armen Fans nicht immer so einen lagen Bandnamen schreiben mussten, kürzte die Gruppe während ihres ersten Jahres ihren Namen einfach auf "Chicago" ab. (In Wirklichkeit gab es einen Namens-Rechtstreit, den der gleichnamige Chicagoer Verkehrsbetrieb "Chicago Transit Authority" gewann. So musste auf "Chicago" abgekürzt werden.)

Anfang Dezember flog Chicago nach London, um eine 14-Tägige Europatour zu starten.
Robert Lamm erinnert sich bei dieser Tour besonders gern an das dankbare Publikum, es mochte gleich ihre Musik und war ernsthaft dabei.
„...sogar wir waren darüber nicht bewußt, wie unruhig und verschieden das erste Album war," sagt er. „Wir taten das, was wir immer machten, und hofften, dass es gut genug für andere Leute war, die merkten, dass unsere Musik anders ist. Aber sobald internationales Publikum das Album hörte, wurde es auf uns aufmerksam. Wir spielten in Clubs überall in Europa, und das Publikum erwärmte sich dafür viel bereitwilliger als wir es irgendwo in den Staaten erfahren haben. Als wir zurückkamen, das Album hatte mittlerweile Gold-Status, publizierten wir noch ein bisschen, aber da war immer noch das Gefühl, dass unser amerikanisches Publikum nicht das bekam, was es wirklich wollte. Sie machten unsere Band populär, aber wir bezweifelten, dass sie unsere Musik wirklich akzeptierten. Ich denke an unsere Auftritte in Europa, wo wir mit künstlerischem Respekt behandelt wurden, hier wurde unser Auge geöffnet und wir wurden wirklich als Band bestätigt. Hier erkannten wir, dass das, was wir machten, richtig und künstlerisch war, besser als diese Popware in den Staaten, wegen des Publikums, der Presse, und der Art, wie die Plattenfirma mit uns umging. Dieser Erfolg in Europa und unser Gefühl, dass wir wirklich als Künstler respektiert wurden, half uns mehr als alles andere bis zum heutigen Tag."

Zwischen der Tournee im August ‘69 hatte Chicago endlich Zeit gefunden, das zweite Album aufzunehmen. Lamm schrieb einen der ersten Songs für das Album, ‘25 Or 6 To 4’, ein Song mit einem Text, über dessen Bedeutung Chicagofans lange diskutierten. Welche Bedeutung hat der Titel? „Es ist ein Hinweis zur Zeitangabe des Tages," sagt Lamm. Und der Text: „Der Text beschreibt das Schreiben eines Songs. Er ist nicht mystisch."

Möglicherweise war das ehrgeizigste Stück auf dieser Platte Pankow’s ‘Ballet For A Girl In Buchannon’, dass den Klang der ganzen LP beeinflusste. „Die zweite Platte hatte mehr eine klassische Ader," sagt Parazaider, „wogegen das erste Album wirklich eine raue Sache war. Das zweite schien ein wenig mehr poliert".
„Ich bin von Klassik inspiriert worden," sagt Pankow über sein ‘Ballett’. „Ich kaufte mir die ‘Brandenburgischen Konzerte’, und hörte mir diese Musik eine Nacht lang an. Ich dachte: ‘Mann, wie cool! Bach schrieb vor 200 Jahren diese Musik, und sie kocht noch immer. Wenn wir einen Rock ‘n Roll- Rhythmusteil mit dieser Musik kombinieren würden, es könnte echt cool sein.’ Ich war auch ein großer Stravinsky-Fan. Sein Material ist klassisch, doch es beeinflusste das ‘Ballett’ sehr. Wir waren unterwegs, und ich hatte ein Fender-Rhodes Piano im Hotel. Ich verfing mich beim Spielen an irgendeinen ‘Arpeggios a la Bach’, und herauskam ‘Colour My World’. Es ist zwar nur ein einfaches 12-Takt Muster, aber es war schön fließend. Dann rief ich Walt ins Zimmer und sagte: ‘Hallo Walt, willst du mit deiner Flöte dazu spielen?’, und so führte die eine Sache zur anderen. Diese Stücke waren zusammenhanglos, aber ich mochte sie alle, und schließlich wurden sie so miteinander verbunden, in Kombination von Sequenz und Zwischenspiel".

Das zweite Album wurde auch das Debüt eines neuen Band-Texters, obwohl die Umstände, unter denen er es wurde, eher unglücklich waren. Während einer Tour-Pause im Sommer ’69 ging Peter Cetera zu einem Baseball-Spiel ins Dodger-Stadium von Los Angeles. „....vier Marinesoldaten mochten keinen langhaarigen Rock ‘N’ Roller in einem Baseball-Park," erzählt Cetera, „....und natürlich war ich ein Cub-Fan, und ich war im Dodger-Stadium, und das war nicht so gut. Es kam zum Kampf mit den Soldaten. Das Ergebnis davon war, dass mein Kiefer an drei Stellen gebrochen war, und ich ein paar Tage im Krankenhaus lag."

Das Ereignis hatte zwei verschiedene Auswirkungen auf Cetera’s Karriere. Die erste war eine Wirkung auf seinen Gesangstil. „Die einzige lustige Sache, an die ich über das ganze Ereignis denken kann," sagt er, „ist, wie ich mit meinem verdrahteten Kiefer wieder singen konnte, ich sang mit zusammengepresstem Kiefer ab diesem Tag, und das ist bis heute immer noch die Art wie ich singe."

Die zweite Auswirkung des Zwischenfalls war Cetera’s erste Komposition. Mit einem gebrochenen Kiefer hatte der Sänger viel Zeit. „...ich lag im Bett, als sie auf dem Mond landeten, und packte meinen Bass, spielte eine kleine Sequenz und fing an, ‘Where Do We Go From Here’ zu schreiben.
Ich denke, Walter Cronkite hatte das mal gesagt, und ich dachte: ‘Mensch, wo gehen wir hier hin?’ So schrieb ich über diese Sache, über mich, über die Welt und über alles im Allgemeinen, und so war meine erste Komposition entstanden."

Das zweite Album warf auch einen direkten Blick auf die aktuelle politische Situation. Chicago hatte auf ihrem ersten Album Protestgesänge von den Yippie-Demonstranten außerhalb der Demokratischen Convention von 1968 aufgenommen. Die Anmerkungen des zweiten Albums (verfasst von Robert Lamm) widmeten hingebungsvoll das Album, die Band-Mitglieder, ihre Zukunft, und ihre Energien ‘Den Leuten der Revolution und der Revolution in all seinen Formen’.

Lamm’s politische Meinung wurde von den letzten Monaten im Frühling '68 ihrer Heimatstadt beeinflusst. „Chicago war ein Kochkessel," erinnert sich Lamm. „Während den letzten Monaten gab es viel Unruhe und Nationale Wachtrupps durchkreuzten die Straßen. Das war vor der Demokratischen Convention, und die Stadt war aufgeregt und hatte schon eine eingebaute Angst von den Hippies, und weil wir in den Clubs spielten, bekamen wir es mit. Ein paar von uns kamen in Situationen, wo sie beim Verlassen der Clubs durch die Straßen liefen, besonders durch die Rush-Street-Aera, es gab viel Angst, die den Intellektuellen zugeschrieben wurde. Die erste dunkle Ahnung von mir war, dass etwas so einfaches wie lange Haare als eine politische Behauptung analysiert werden konnte. Ich lenkte dann meine lohnende Aufmerksamkeit zu den Anti-Vietnam-Krieg Protesten, viel von der Rhetorik von dem hin- und her zwischen den Mitgliedern unserer Regierung und den Leuten, die im Showbusiness bekannt waren, und den Medien, die erklären, ob sie gegen oder für den Krieg waren. Es gab von alledem jeden Tag viel zu entdecken."

Nachdem die Band in Kalifornien war und mit dem Songschreiben weitermachte, beeinflusste Lamm’s Weltansicht auch seine Song-Lyrik. In Songs wie ‘It Better End Soon’ und ‘Does Anybody Really Know What Time It Is?’ reflektierte er alle Arten von Fragen: Politische, gesellschaftliche und philosophische, damit die jungen Leute im Land selbst mal damit anfingen, Fragen zu stellen.

„Ich bin nicht genau sicher, warum ich über andere Sachen schreiben konnte ohne romantische Themen den Vorrang zu geben," sagt Lamm, „...aber gerade, weil ich jene Zeiten miterlebte und den Konflikt in Asien beobachtete, der täglich im Fernsehen gezeigt wurde. Wir alle saßen herum und schauten viel Fernsehen, dann der Kulturschock vom Umzug von Chicago nach Kalifornien. Und dann die alternative Presse, die L.A. Free Press, war sehr in das heiße Thema der Revolution verwickelt. Es schien, dass die Generation, von der ich ein Mitglied war und die Generation der neuen Gruppen eine Verbindung hatte, und somit war es natürlich, mit ihnen meist gleicher Meinung zu sein. Als Dummheit (er lacht) erwiesen sich vielleicht einige von meinen Meinungen und jene von einigen meiner Zeitgenossen, man fühlte aber, dass man das Richtige tat, und daher war es auch richtig, dass viele Bands dieser Zeit ihre Idee ausdrückten: Von der durchschnittlichen Person, die ein bisschen Courage hat, und Courage vielleicht genug, um die Politik der Regierung zu boykottieren und gegen den Krieg zu protestieren."

Gleichzeitig ereignete sich eine Verbindung von Musikgeschäft und politischen Bewegungen.
„Wir spielten ab1969 in Universitäten und Colleges," erinnert sich Lamm, „und sehr oft wurden jene Konzerte auch als ein Sprungbrett für politische Versammlungen benutzt. In anderen Worten: Jeder kreuzte auf, um sich bei der Show zu zeigen, und dann gingen sie und redeten über die Antikriegs-Bewegung oder von der abstrakten Vorstellung der eigentlichen Revolution. Dann spielten wir auf den Popfestivals, die ein Schmelztiegel von allem waren, alles Mögliche von freier Liebe bis hin zu Drogen, sie wurden benutzt zur Informationsverbreitung der Anti-Krieg-Bewegung, des politischen Klimas, und den gesellschaftlichen Fragen. Es war echt schwieriges Zeug für alle, weil niemand wusste, wie es zu packen sei, aber wir alle hatten das Gefühl der Unbezwingbarkeit.

Zurückblickend sagt Lamm: „Ich denke, dass es eine Revolution gegeben hat. Man ist vielleicht nicht einverstanden mit dem Begriff ‘Revolution’, aber für uns als späte Teenager oder frühe 20'er war dies sicher ein sexy Wort".
Natürlich suchten die politischen Aktivisten zu dieser Zeit eine idealistische und störende Revolution, die ‘das System’ ersetzen sollte. Lamm denkt, die eigentliche Revolution war weniger konkret, aber vielleicht überzeugender.
„In meiner Sicht war die Hoffnung vom Paradies und Frieden auf Erden, was wir inbrünstig glaubten, nicht utopisch," sagt er, „und das, was wirklich passierte, war etwas Feineres und nicht so rau, wie man sich eine Revolution eigentlich vorstellt. Ich glaube, dass es so ganz allmählich passierte und wir es deshalb noch nicht wahrgenommen haben. Nehmen sie nur etwas so alltägliches wie Musik (er lacht), es gibt da eine große junge Generation von Rap-Künstlern, die alles sagen, was sie wollen und vermitteln es eigentlich in politischer und gesellschaftlicher Form. Leute aller Kulturen hören es, und diese Protest-Form hat innerhalb des Systems geblüht, es wird akzeptiert und größtenteils ist es okay, außer beim extremen rechten Flügel."

Das offensichtlichste Beispiel der sozial/philosophischen Revolution von Lamm sind die Änderungen, die seinerzeit von den Bürgerrechts- und Antikriegsbewegungen erreicht wurden.
„Ich hasse es, auf der ganzen rassistischen Sache herumzureiten, aber ich glaube, es ist wahrscheinlich der leichteste Weg, die Sachen zu nennen, die sich immens seit den ‘60er verändert haben." sagt er. „Offensichtlich sind sie für die Farbigen in diesem Land noch nicht perfekt, sondern sie sind nur viel anders. Wir denken nicht mehr so vom "schwarzen Mann" in der Weise, wie wir es 1969 taten. Wir taten es nicht gerade. Der Stereotyp hat sich 180 Grad verändert. Dann sind bestimmt viele Leute, die an der Front waren, ob Bürgerrechtsbewegung, Studentenaufstand oder die Antikriegsbewegung, jetzt in der Regierung. Sie können nun sagen, dass sie jetzt doch im System integriert sind, aber ich denke zurückblickend, es war Wunschdenken daran zu glauben, dass sie das System ersetzen konnten. Sie konnten nicht das System ersetzen, aber sie konnten das System verändern."
Vielleicht ist damit die Revolution in wenigstens einigen ihrer Formen vorangekommen.

Im Januar 1970 wurde das zweite Album veröffentlicht. Anstatt ein Band-Bild auf dem Cover und einen Songtitel abzubilden, hatte es nur das auffällige Logo der Band darauf und hieß: ‘Chicago II’. Von Anfang an wurde Chicago in einem leicht erkennbaren Styling der Öffentlichkeit präsentiert. Die Albumcovers wurden beaufsichtigt von John Berg, dem Kopf der Kunstabteilung bei Columbia-Records, und Nick Fasciano entwarf das Logo, welches von nun an jedes Albumcover im Gruppenkatalog schmückte.

Guercio beharrte auf das Logo, weil es für ihn der künstlerische Faktor war." sagt Pankow. Obwohl das Kunstwerk sehr von Cover zu Cover variierte. So konnte das Logo geschnitzt in einer rauen hölzernen Tafel erscheinen, wie auf ‘Chicago V’, geprägt in einer kunstvollen Lederarbeit, wie ‘Chicago VII’, oder es wird eine appetitliche Schokoladentafel für das ‘Chicago X’- Cover, das ein ‘Grammy Award’- Gewinner war.

Und dann waren diese sequenziellen Albumtitel.
„Die Fans fragten mich immer, warum wir unsere Alben durchnummerierten," scherzt Cetera, „und der Grund war, weil wir uns immer darüber stritten, wie wir sie nennen sollten. ‘O.K, III, O.K., IV’!’"
Eigentlich versuchte es die Band nie, die Alben zu betiteln, ein Beweis, dass die Musik für sich selbst sprach.
In kommerzieller Hinsicht war die bedeutende Änderung, die mit ‘Chicago II’ kam, Chicago’s Öffnung zum Singlemarkt. Im Oktober 1969 hatte Columbia ‘Beginnings’ als Single veröffentlicht, aber ‘AM-Radio’ war daran nicht interessiert, und die Platte erschien nicht in den Hitlisten. All dies veränderte sich aber, sobald das Label sich zwei Songs aussuchte, ‘Make Me Smile’ und ‘Colour My World’ von Pankow’s ‘Ballett’ und veröffentlichte sie als die zwei Seiten einer Single im März 1970.

„Ich fuhr in meinem Auto den Santa Monica Boulevard in L.A. entlang," erinnert sich Pankow, „...und ich drehte am Radio zu "KHJ" und ‘Make Me Smile’ begann. Ich baute beinahe einen Unfall: ‘Tatsächlich, es ist mein Song!’, und ich höre es auf der größten Station in L.A. Ab diesem Zeitpunkt wsste ich: ‘Hallo, wir haben eine Hitsingle!’ Sie würden sie nie in L.A. spielen, außer wenn es ein großer Hit wäre. Damit war dies einer der aufregenderen Momente in meiner frühen Karriere."
Die Single erklomm die Top-10, während ‘Chicago II’ sofort Gold bekam, Platz 4 auf den LP-Charts erreichte und sogar noch das erste Album begünstigte, es verkaufte sich dadurch auch noch gut. Eine zweite Single, Lamm’s ‘25 Or 6 To 4’, war ebenso ein großer Hit im Sommer 1970, sie erreichte Platz 4.
Aber anstatt aus dem zweiten Album eine dritte Single auszukoppeln, entschieden sich Columbia und Chicago, das Interesse auf das wieder zu stimulierende erste Album zu lenken, und man war dabei erfolgreich. Die nächste Single der Gruppe war ‘Does Anybody Really Know What Time It Is?’, es wurde ihr dritter Top-10 Hit nacheinander seit 1971.

„Um ganz ehrlich zu sein, ich glaubte bis zu dieser Zeit nicht daran, dass man echt dazu bereit waren, Bläser in der Weise sich anzuhören, wie wir es taten," sagt Parazaider. „Aber nachdem sich unser Ruf sich mit den großen Bläser-Hits wie ‘25 Or 6 To 4’ oder ‘Make Me Smile’ gefestigt hatte, brach das Eis, und sie nahmen unser Material an, das leichter aufgenommen wurde als ein Jahr davor."

Ironischerweise kostete Chicago’s verspäteter Single-Erfolg der Gruppe ihren ‘Underground-Ruf’.
„Auf einmal," erinnert sich Loughnane, „sagten die Leute, wir betrieben Ausverkauf. Die gleiche Musik! Genau die gleichen Lieder!"

Im Januar 1971 hatte Chicago wieder Zeit gefunden, ein neues Doppelalbum aufzunehmen.
Das dritte Album machte uns Angst," sagt Parazaider, „weil der Material-Überschuss uns im Grunde ausgegangen war, und wir waren noch viel unterwegs. Wir hatten Angst, dass wir uns ein klein wenig unter dem Limit bewegten, um ein Album herzustellen. Aber ich glaube nicht, dass es was ausgemacht hat."
„Das ganze Album war mehr abenteuerlicher in Hinsicht auf musikalischer Erkundung als die ersten zwei Alben," sagt Pankow. Robert schrieb eine Menge intensives Material."
Cetera bog seine Muskeln und schrieb wieder einen Song.
Danny und ich kamen eines Nachts zusammen, und ich sagte: ‘Ich mache diese kleine Sache, damit ich endlich wieder zu arbeiten anfange,’" erinnert er sich. Das Ergebnis war ‘Lowdown’, es wurde die zweite Single von ‘Chicago III’. (Die erste war Lamm’s ‘Free’.) „Ich bin heute noch stolz darauf," sagt Cetera.

Nach den Singles von ‘Chicago III’ kam Chicago's Erfolgs-Kurs ins Laufen und sie verhalfen dem Album zum Chart-Erfolg auf Platz 2, und als es Gold wurde, wandte sich Columbia zum ersten und zweiten Album, die immer noch in den Hitlisten waren, und wiederveröffentlichte die Singles ‘Beginnings’ und ‘Colour My World’ und danach ‘Questions 67 & 68’.
„Sie wurden alle Hits," bemerkt Loughnane, „...bis zu dem Punkt, wo das Radio sagte: ‘Wenn sie noch irgendetwas vom ersten Album veröffentlichen, werden wir nie mehr einer ihrer Platten spielen.’"

Mit ihren ersten drei Alben erreichte Chicago erstaunlichen populären Erfolg. Alle drei Doppel-LP’s waren noch überall in den Charts von 1971, und Hits kamen von jedem einzelnen. Aber wie konnte man das noch steigern? In Oktober veröffentlichte Columbia eine großzügige Vier-LP-Box, die den einwöchigen Auftritt der Gruppe vom 5-10 April in der Carnegie-Hall dokumentierte.
‘Chicago At Carnegie Hall’
wird der Band noch lange in Erinnerung bleiben. Laut Cetera hemmte das ganze "extra Sound-Equipment" den Spielfluss der Band.
„Innerhalb der ersten zwei oder drei Songs der Eröffnungsnacht wurde plötzlich die Lautstärke meines Basses erheblich leiser," erinnert sich Cetera. „...ich drehte mich um, und ein Roadie drehte an meinen Bass-Knöpfen. Ich sagte ihm: ‘Was zur Hölle machst du da?’ Er meinte: ‘Nun, der Sound-Truck hat mich beauftragt ihnen zu sagen, dass sie den Bass leiser stellen sollen. Und weil ich es Ihnen nicht erzählen konnte, machte ich es halt’ selbst.’ So etwa wie in dieser Art passierte es mit jeden von uns."

„Ich hasse es," sagt Pankow. „Die Akustik der Carnegie Hall wurde niemals für verstärkte Musik konstruiert, und die Bläser klangen nach der Verstärkung wie 'Kazoos'."
Parazaider aber bemerkt mit Stolz, dass das Album einen Meilenstein für die Gruppe markiert, denn sie waren die erste Rockgruppe, die es schafften, die Carnegie Hall für eine Woche auszuverkaufen.
„Das war eine aufregende Woche," fügt Lamm hinzu, „um wirklich einmal in der Carnegie Hall spielen zu können."

Lamm bekam die Chance, seinen Song ‘A Song For Richard And His Friends’ zu präsentieren, der auf ‘Chicago V’ erscheinen sollte. Der April ‘71 war lang vor Watergate, und der Rücktritt eines amerikanischen Präsidenten war unvorstellbar, aber das hinderte Lamm nicht daran, Richard M. Nixon einen hilfreichen Vorschlag anzubieten.
„Ich liebe dieses Lied," sagt Lamm, „und später machte ich davon eine Version für mein erstes Soloalbum, ‘Skinny Boy’, obwohl es am Ende doch nicht darauf veröffentlicht wurde. Im Anhängsel-Refrain fügte ich den Satz ‘Danke, John Dean’ hinzu. (Dean war der Präsidenten-Assistent, der die Pfeife für Nixon blies.) Mir erzählte einer der berühmtesten Psychiater von Los Angeles, dass ich psychisch bin, ich wusste es aber bisher nicht."

Wegen der Produktionskosten musste Manager und Produzent Guercio mit Columbia kämpfen, um das Album zu veröffentlichen. Er stimmte dem Kompromiss zu: Wenn sich das Album weniger als eine Millionen Einheiten verkaufe, müsste er die Extrakosten übernehmen. Diese Rechnung ging aber nie auf.
‘Chicago At Carnegie Hall’ bekam Gold und wurde seitdem zwei Millionen Mal verkauft. (Der aktuellen Politik des ‘Record Industry Association of America (RIAA)’ zufolge, der jeden Tonträger in einem Multidisc-Satz individuell mitzählt, würden tatsächlich dem drei- CD Album sechs Millionen Verkäufe bescheinigt werden.)

„Einiges vom ‘Carnegie-Hall-Album’ ist echt gut," sagt Loughnane. „Hier war viel gutes Material, aber es gab auch viel Zeug, mit dem ich unglücklich war, und dachte nicht, dass es veröffentlicht werden sollte, aber so war es halt. Es gibt eine Geschichte hinter diesem Album. Die Story, das Marketing, all dieses Zeug, das davon handelte. Das Programm, die Bilder des Gebäudes, die Graphiken, all das waren Teile von dem Charisma, und es funktionierte. Aber ich glaube, dass wir auch heute große Live-Alben machen könnten. Mir würde es Spaß machen."

Obwohl Chicago schon vorausgehend Europa und dem Fernost besucht hatte, ihre erste originale Welt-Tournee starteten sie erst im Februar 1972.
„Wir spielten 20 Tage in 16 Länder," erinnert sich Walt Parazaider. „...es ist dieser alte Film: Wenn es Dienstag ist, ist es Belgien. Die Leute sagten: ‘Sie zogen um die Welt, sie spielten in all jenen Ländern.’ Ich sage: ‘Ja, ich erinnere mich an einige der Zimmerdecken in einigen der nettesten Hotels von Europa.’ Aber wir wurden ein internationaler Erfolg, und das war toll, weil die Fans in aller Welt wirklich unsere Musik liebten. Und es gibt nichts Schmeichelhafteres für Musiker, als jemanden zu haben, der ihr Lied mitsingt, wenn sie in Deutschland, Australien oder Japan sind. Wir bestaunten es. Wir mussten uns kneifen, weil wir diesen großen Erfolg hatten."

Höhepunkt der Tour war Japan, wo Chicago noch ein Live-Album aufnahm, das dem ‘Carnegie Hall Album’ überlegen war.
„Der Japaner arbeitete mit zwei Achtspur-Maschinen und koppelte sie, um 16 Spuren zu machen," sagt Parazaider. „Die Klangqualität war ausgezeichnet." Die Doppel-LP wurde seinerzeit nur in Japan veröffentlicht, aber sie ist jetzt bei ‘Chicago Records’ auf CD (2014 bei "Rhino") verfügbar.

Chicagos nächstes Studioalbum markierte eine Änderung der LP-Politik, wie man sie von ihren ersten drei Studioalben gewohnt war. Zunächst einmal: ‘Chicago V’, veröffentlicht im Juli 1972, war nur ein einzelnes Album. Dann wurden die längeren Instrumentalparts vergangener Alben kürzer gehalten, übrig blieben neun relativ straff arrangierte Songs.
James Pankow erklärt, warum die Band sich veränderte: „Zu dieser Zeit hatte veränderte sich das Radio," bemerkt er. „FM-Radio wurde kommerzieller, und es führte Formate ein. Unsere Band hat nie gesagt: ‘Wir schreiben nun ein Album nur mit Hit-Singles!’ So wollten wir unsere Arbeit nie gestalten."
Aber Chicago ahnte doch, dass sich die Musikindustrie veränderte.

Lee Loughnane deutet mit einem wenig bekannten Business-Grund an , warum (mit der Ausnahme von ‘Chicago VII’) die Band aufhörte, Doppel-LP’s zu machen, die viele Kompositionen enthielten: „Das was sich wirklich veränderte war in einer bedeutsamen Weise die Art, wie wir für unsere Song-Urheberrechte bezahlt wurden," sagt er. „Als wir jene Doppel-LP’s veröffentlichten, gab es keine Einschränkung bei den Songs und den Urheberrechten. Dann aber entschieden sich die Gesellschaften dafür, dass sie nur zehn Urheberrechte pro LP zahlen werden, egal wie viele Songs es gab."
Die neue urheberrechtliche Regel begünstigte zu dieser Zeit einige Musiker, die als Künstler ausgedehnte seitenlange Kompositionen manchmal aufnahmen. Aber Chicago, die schon vorher ihren Fans extra viel Musik fürs Geld auf Doppel-LP’s gegeben hatte, litt dadurch.
„Wir wollten Songs schreiben, die ausgedehnt sind und alles aussagen, was wir wollten," bemerkt Loughnanne. ’VII’ war die letzte Doppel-LP und ich denke nicht, dass jemals noch eine Doppel-LP erscheint, weil es keinen Grund dafür gibt. Finanziell verloren wir alle davon."

An ‘Chicago V’ wird man vielleicht am ehesten wegen Lamm’s ‘Saturday In The Park’ erinnert.
„Ich wohnte mit ihm zusammen, und wir waren am 4. Juli in Manhattan," erinnert sich Parazaider. „...Robert kam sehr aufgeregt vom Central Park zum Hotel zurück, nach den Darbietungen der Steel-Drum Spieler, Sänger, Tänzer, und Jongleure. Ich sagte: ‘Mann, es ist Zeit, das in Musik umzusetzen!’"
Lamm hatte seine Erlebnisse im Park gefilmt, später bearbeitete er den Film und schrieb ‘Saturday In The Park’ als einen Song, der das erlebte in Musik umsetzte.
Das Album verkaufte sich sehr gut und war neun Wochen in den Charts, als erstes von fünf Chicago Alben erreichte es Platz 1. ‘Saturday In The Park’ wurde die erste Goldsingle der Band und stieg auf Platz 3.

Als ‘Chicago V’ hoch in den Charts stand, machten die Band und ihr Produzent erstmal eine Musikpause. Sie arbeiteten weiter an dem Film ‘Elector Glide in Blue' (Harley-Davidson 344), in dem Guercio selbst Produzent war und Regie führte Der Film wurde in Arizona gedreht und hatte als Hauptdarsteller Robert Blake zu bieten, es spielten von Chicago die Mitglieder Terry Kath, Lee Loughnane, Walt Parazaider und Peter Cetera mit. Guercio schrieb auch das meiste des Soundtracks, welcher von Kath, Parazaider, Loughnane, Pankow und von einigen L.A.' s Top-Studio-Musiker gespielt wurde.

Im Oktober 1972 wurde eine zweite Single von ‘Chicago V’ veröffentlicht, Lamm’s ‘Dialogue (Part 1&2)’, gesungen von Kath und Cetera. Der Song wurde ein absoluter Fan-Favorit.

 
1973-1977: Caribou - Die Jahre der Anpassung

Guercio kaufte inzwischen eine Ranch in Colorado und baute dort ein Aufnahmestudio, das er ‘Caribou’ nannte. Er versuchte damit, die Kosten und Beschränkungen sowie das überholte Equipment der New York-Studios zu vermeiden.
„Wir waren ein bisschen ermüdet von den Aufnahmen in New York, wegen den Dienstmädchen, die in den Hotels laufend die Zimmertüren zuschlugen," sagt Parazaider. „Die Alben sechs, sieben, acht, zehn und elf wurden alle in der ‘Caribou-Ranch’ aufgenommen, 8,500 Fuß hoch in den Rockies, über eine Stunde außerhalb jeden Gebäudes entfernt."

Die Ranch war für ihre Sessions optimal, aber nach zwei oder drei Wochen wurden die Stadt- gewohnten Jungs so langsam nervös. Sie konnten sich mit dem stillen Landleben nicht so anfreunden. Aber die Ranch half trotzdem Chicago's Zusammenarbeit, damit wurden Klang und Qualität ihrer Arbeiten verbessert. Die ersten Früchte des neuen Studios wurden im Juni 1973 veröffentlicht: Die Single ‘Feelin' Stronger Every Day’ und das Album ‘Chicago VI’. In ‘Feelin' Stronger Every Day ging es um eine Beziehung, Pankow sagt aber: „...es ist fast genauso, wie die Band sich derzeit fühlt, sie fühlt sich stärker als je zuvor."
Pankow’s Song ‘Just You ‘N’ Me’ wurde als zweite Single veröffentlicht. Er erhielt Gold und wurde Top 1 in der Cash Box-Chart (Platz 4 in Billboard), damit wurde dieser Song einer von Chicago's denkwürdigsten Balladen und ein Vorbote der Zukunft.
„‘Just You ‘N’ Me’ war das Ergebnis eines Beziehungsstreits," erinnert sich Pankow. „Ich war mit einer Frau verlobt, die meine Ehefrau für über 20 Jahre wurde. Wir hatten eine Uneinigkeit, und lieber das ich die Faust durch die Mauer schlug oder verrückt wurde, ging ich hinaus zum Piano und erschuf diesen Song. Wir heirateten kurz danach, und die Bleiplatte dieses Songs war die Ankündigung der Hochzeit, mit unserem Bild, das auf ihr geprägt wurde."

Im Herbst 1973 traf sich Chicago in der Caribou-Ranch, um das siebte Album aufzunehmen. Eigentlich sollte es ein Instrumental-Jazzalbum werden, mit den resultierenden ‘Ialian In New York’, ‘Aire’, und ‘Devil’s Sweet’, die von Lamm, Seraphine, Parazaider und Pankow geschrieben wurden. Pankow schrieb noch eine prächtige Ballade, aber keine Romanze:
‘(I’ve Been) Searchin’ So Long’ ist ein Song über mich selbst," sagt er. „Ich spreche nur über das, wer ich war und wie ich mich zurzeit fühlte. Die 70'er waren halt' eine Zeit für die Seelensuche."

Cetera, der nie behauptete, Jazzmusiker zu sein, wurde durch das Konzept des Albums und seinem bescheidenen Beitrag als Texter entmutigt. Er präsentierte Guercio die leicht Latin- getönte Ballade ‘Happy Man’.
Weiß man, über was die Leute reden, wenn sie solche Gedankenblitze bekommen?" fragt Cetera. „...es passiert halt’ plötzlich. Öfters wird ein Lied zufällig ohne Absicht gesungen. Sie erinnern sich daran oder holen es aufs Band auf, und wenn das passiert, ist es der wichtigste Teil. ‘Happy Man' entstand, während ich über Mitternacht auf dem San Diego Freeway mit meinem Motorrad entlangfuhr. Es war der einzige Song, bei dem ich gleichermaßen Wörter und Musik in Erinnerung behielt, und so nahm ich ihn einen Tag später zu Hause aufs Tonband auf."

Cetera’s zweiter ‘last minute’- Beitrag zu ‘Chicago VII’ war ‘Wishing You Were Here’, einer der erinnerungswürdigsten Songs des Albums.
„Ich wollte schon immer einer von den beiden Personen sein," gesteht Cetera, „....und das war ein Beatle oder ein Beach Boy. Ich traf die Beach Boys bei verschiedenen Gelegenheiten, und so wurde ich ein guter Freund von Carl Wilson."
Cetera schrieb das Lied im Stil der Beach Boys, die sich während der Sessions auf Caribou aufhielten. Guercio, der die Band schon seit den 60er Jahren gekannt hatte, übernahm zu dieser Zeit ihr Management. Cetera bat die Beach Boys, den Übergang und den Refrain von ‘Wishing You Were Here’ zu singen.
„Sie sagten: ‘Ja, wir lieben es’," erinnert er sich. „Und so kam ich dazu, mit Carl, Dennis und Al Jardine die Background- Harmonien zu singen. Für eine Nacht lang war ich ein Beach Boy."

Wegen des guten Verhältnisses beider Bands wurde eine nationale Tournee vereinbart, die gleichermaßen den Bands und dem Publikum Spaß machen sollte. Im folgenden Sommer füllte die Chicago/Beach Boys-Tour die Stadien von Küste zu Küste, und überschattete beinahe die 'Rolling Stones', die gleichzeitig auf Tournee waren.

Trompeter Lee Loughnane wurde der nächste Songschreiber dieses Albums.
„Von Anfang an waren Terry, Jimmy und Robert die Songschreiber, danach begannen Peter und Danny ihre Songs beizusteuern," bemerkt er, „Dann ab dem siebten Album begann ich, meine Songs zu schrieben. Ich war frisch geschieden und entschied mich, einen Song zu schreiben, so präsentierte ich ‘Call On Me’. Es war genauso, als wenn ich versuchte, in einer riesengroßen Firma einzusteigen: Diese Jungs waren sehr gut mit ihrer Arbeit und ich dachte nicht daran, dass es ihnen gefällt."
Verständlich, denn seine Bandkameraden hatten fünf Jahre Hits geschrieben und waren auch mehr mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt. „Jeder meinte ‘Ja, das ist ein guter Song, aber hör dir mal das an!’ und ‘Hör dir mal das an!’ und ‘Ja, überprüf es nochmals!’" Aber Peter Cetera, der selbst seine eigenen Schwierigkeiten hatte, beim Songschreiben mit der Band mitzuhalten, arbeitete zusammen mit Loughnane an ‘Call On Me’, und so sang er am Ende den Song auf der Platte. „Er veränderte ein paar der Wörter und die Weise, wie er die Melodie sang, damit die Reihenfolge stimmte, Bass zu spielen und gleichzeitig die Melodie dazu zu singen." bemerkt Loughnane. „Ich schätze seinen Beitrag, und wir machten einen Hit daraus."

Noch vor ‘Chicago VII’ wurde im Februar ‘74 die Single ‘(I've Been) Searchin' So Long’ veröffentlicht, es wurde der achte Top-Ten Hit der Band. ‘Call On Me' wurde ihr neunter, ‘Wishing You Were Here’ ihr zehnter und erreichte Nr. 9 in der ‘Cash-Box’ sowie Nr. 11 auf ‘Billboard’.
Das Album wurde auch ein Chart- Topper.

1974 gewann Chicago auch ein neues, 8. Bandmitglied hinzu: Den brasilianischen Perkussionisten Laudir De Oliveira, ein ehemaliges Mitglied von ‘Sergio Mendez’s Brazil' 66’. Er unterstützte damit die Chicago-Rhythmusabteilung. De Oliveira wirkte schon auf ‘Chicago VI’ als Conga-Spieler mit.

Danach veröffentlichte Robert Lamm ein Soloalbum, das 1974er ‘Skinny Boy’. Lamm schrieb alle Songs außer ‘Temporary Jones’, den schrieb er zusammen mit dem gefeierten Lyriker Robert Russell, der mit Duke Ellington und Billie Holiday schon gearbeitet hatte. Terry Kath spielte Bass, aber auch Akustikgitarre auf zwei Songs. Die ‘Pointer Sisters’ sangen auf dem Titelsong, der auch auf ‘Chicago VII’ mit hinzugefügten Bläsern erschien.

Anfang August ’74 fing Chicago auf der Caribou Ranch mit den Arbeiten des nächsten Albums, "Chicago VIII" an. Im Februar ’75 erschien dann die Single ‘Harry Truman’, Lamm’s Tribut zu einem Präsidenten, "dem Amerika noch vertrauen konnte" und mit einem Hinweis auf den neulich abgeschlossenen Watergate- Skandal.
Pankow schrieb den sentimentalen Song ‘Old Days’. „Es geht um meine Kindheits-Erinnerungen," sagt er. „...er behandelt Schlüsselphrasen, obwohl sie mich datieren, sind es schöne Momentaufnahmen meiner Kindheit. So wie die ‘Howdy Doody Show’ im Fernsehen und das Sammeln von Baseball-Karten und Comic-Bücher..."
Nachdem ‘Old Days’ als die zweite Single von ‘Chicago VIII’ veröffentlicht wurde, wurde sie ein Top 5-Hit. Das Album erschien im März ‘75.

Das Jahr 1975 wurde für Chicago ein früher kommerzieller Höhepunkt, ein Jahr, wo die Band ihr viertes Nr. 1 Album hatte, ein Jahr, als all ihre vorausgehenden Alben wieder zurück in den Charts waren. Chicago’s weltweiter Plattenumsatz dieses einzigen Jahres waren erstaunliche 20 Millionen Verkäufe.

Im selben Jahr wurde ‘Chicago IX’ veröffentlicht, eine Greatest Hits-Collection.

Im Juni 1976 wurde "Chicago X" veröffentlicht. Der größte Hit Albums wurde ein Song, der ganz knapp noch als letzter Schnitt auf das Band kam.
Es war Peter Cetera’s If You Leave Me Now’.
„Das war einer von jenen magischen ‘Wir brauchen einen Song mehr! - Situationen’," erinnert sich Cetera.
Parazaider erinnert sich: „Ich saß am Pool und hörte einen Song: ‘Das ist aber eine eingängige Melodie. Wo hab’ ich das schon vorher gehört?’ Dann danach: ‘Ach, das ist unsere letzte Veröffentlichung, ‘If You leave Me Now’. Der Kernpunkt der Geschichte ist: Meistens wurden diese Songs, die zum Album-Ende aufgenommen wurden, auch die größten Hits."

If You Leave Me Now’ erreichte Platz 1, Chicago’s erster Billboard-Single Chart-Topper. Er erreichte auch die Top-Plätze in den Welt-Charts.
Mit ‘Chicago X’ gewann die Band auch ihre erste Platinplatte (diese Auszeichnung wurde in diesem Jahr erst neu eingeführt) und verkaufte eine Millionen Kopien in drei Monaten. Danach schien der Balladen-Stil von ‘If You Leave Me Now’ zunehmend der vorgezogene Stil ihrer Fans und Radiohörern zu werden.
„Es machte mich verrückt," sagt Lamm. „Ich weiß, es machte auch Terry verrückt, weil es nicht so unseren Stil entsprach."

Ab 1977, nach acht erbarmungslosen Tour- und Aufnahmejahren, fing die Show erst richtig an.
„Wir kürzten unseren Tourplan von 300 bis auf 200 Gigs runter, das waren immer noch viele Tage ‘On The Road"," sagt Parazaider. „Aber sind wir ehrlich: Wir waren im Aufschwung."

Im Januar unternahm Chicago noch eine Welttour, und die Band war in Europa, als sie einen Grammy für die "beste Popsong-Darbietung durch ein Duo, Gruppe, oder Chor" für ‘If You Leave Me Now’ gewann. Sie bekamen auch Grammys für die besten Vocal-Anordnungen und für das beste Album-Cover.

Im September erschien ‘Chicago XI’, ein interessanter Song daraus war ‘Take Me Back To Chicago’, der vom Schlagzeuger Danny Seraphine und David ‘Hawk’ Wolinski geschrieben wurde. Er war ein melancholischer Song mit einem tragischen Thema.
„’Take Me Back To Chicago’ handelt von Freddy Page, dem Schlagzeuger der ‘Illinois Speed Press’, der tragisch starb," sagt Guercio.
Wie Chicago war die ‘Illinois Speed Press’ 1968 von Guercio vom Mittelwesten der U.S.A. nach L.A gebracht worden. „’Illinois Speed Press’ hatte den besten Start, hatte das größte Budget, hatte die erste Platte, konnte sich aber nicht weiterentwickeln," erinnert er sich zurück.

Aber die Spannungen zwischen Chicago und Guercio wurden immer größer. Der Riss zwischen Band und Manager war schon lange Zeit vorhersehbar. Guercio hatte besonders in den ersten Tagen eine mächtige Kontrolle über die Band ausgeübt, und als sie Stars wurden, war es wahrscheinlich unvermeidlich, dass es wegen seiner barschen Führung zu Reibereien kam.
„Es passierte ab der zehnten Platte," sagt Parazaider. „Er wollte nicht, dass wir irgendetwas über Produktionstechniken lernten. Er ging um neun Uhr schlafen, und wir begannen, unsere Platten selbst zu produzieren. Oder wir versuchten es jedenfalls. Ich glaube, wenn du Produzent des eigenen Albums bist, hast du 'einen dummen für einen Klienten'. Du kannst nicht objektiv darüber urteilen, was du auf beiden Seiten der Scheibe machst."
„..zurückblickend war ich viel zu hart zu diesen Jungs," gibt Guercio zu. „Ein Ausschuss-Vollblut ist immer noch ein verdammt gutes Maultier, dachte ich. Ich manipulierte sie vollständig für meine eigenen Zwecke, als wären es ihre, ob sie es verstanden oder nicht."

Kurzfristig schien sich die Stimmung ein klein wenig zu verbessern.
Baby, What A Big Surpise’ segelte in die Top 5, und ‘Chicago XI’ bekam Platin im Monat nach der Veröffentlichung.
Aber nur einige Monate später würde die Band einen schrecklichen Verlust erleiden.

 
1978-1981: Nach Terry's Tod - Die ziellosen Jahre

Am 23. Januar l978 starb Chicago’s Gitarrist und Sänger Terry Kath an einer Schusswunde eines unbeabsichtigten Waffenunfalls.
„Terry Kath war ein großes Talent," sagt Jim Guercio, der mit ihm an einem Soloalbum arbeitete, das aber nie fertiggestellt wurde. Hendrix vergötterte ihn. Er war der Band vollständig untertan, und er wäre eher ein Monster geworden (als ein Solokünstler)."

Kath’s Tod brachte die Band in totale Lethargie, und sie wollten Schluss machen.
„Ich fühlte, dass jetzt wirklich das Ende der Band angekommen ist," sagt Cetera. „...wir waren aber einfach zu ängstlich dazu, um unsere eigenen Wege zu gehen, und so entschieden wir uns, weiterzumachen..."
Kurze Zeit nach Terry’s Tod brachten sie ‘Take Me Back To Chicago’ als Single heraus, dessen Lyrics inzwischen viel mehr über Terry als über Freddy Page aussagten.

Man brauchte jetzt einen neuen Gitarristen, und die Vorspielproben fingen im Frühling ‘78 an.
„Wir hinkten der neuen Musik hinterher," sagt Cetera, „und unser Wunschdenken war ein junger Gitarrist mit langen Haaren. Wir hatten so viele Vorspieler, dass ich nicht genau weiß, wieviel es waren, aber ich bin sicher, es waren 30, 40, oder 50 Gitarristen. Am Ende tauchte Donnie Dacus auf. Er spielte ein paar Songs richtig und mit viel Feuer, so kam er in die Band."

Die Band ging mit dem neuen Produzent Phil Ramone in die Miami's Criteria Studios, der viele ihrer Singles und Fernseh-Specials gemischt hatte.
„’Hot Streets’ war eine enorme Erfahrung," sagt Pankow über das Album, bei dem die Mitglieder gelegentlich ins Stolpern geraten und es ‘Chicago XII’ nennen. Guercio war nicht mehr der Boss und auch Terry war nicht mehr da. Aber Phil Ramone glaubte an die Band, von Anfang an. Nach der Erholungsphase von der enormen Tragödie um Terry’s Tod machten wir doch noch einen verdammt guten Job."

Vielleicht des Album’s interessantester Song ist ‘Alive Again’, er war auch die erste Single dieses Albums.
„Es ist ein Tribut für Terry Kath, man erkennt es, wenn man zwischen den Zeilen liest," sagt Pankow. „Das war der erste Song, den wir nach Terry’s Tod aufnahmen. Die Band sagt: Wir leben dafür weiter und Terry schaut mit einem großen Lächeln auf uns herab."

Um in die neue Ära einzutauchen veränderte Chicago ihr Album-Design. ‘Hot Streets’, veröffentlicht im September 78, war das erste Chicago Album, auf dem das Band-Bild das dominierende Merkmal des Covers war.
„Nachdem das Album veröffentlicht wurde, machte die Plattenfirma eine Umfrage," sagt Pankow, „...und 90 Prozent der gefragten Leute sagten, das neue Cover wäre schlecht, sehr zu unserem Ärger. Sie möchten wieder das Logo sehen. Die Musik hat schon immer für sich gesprochen, und das Logo genauso. Es ist wie Coca-Cola: Wenn man es sieht, weiß man, was es ist."

Hot Streets’ bekam Ende Oktober Platin und schuf zwei Top-20 Singles, ‘Alive Again’ und ‘No Tell Lover’.
„Wir waren wieder motiviert" sagt Parazaider, „und es zeigte, dass wir trotz der Tragödie weitermachen konnten und auch dazu fähig waren, Platten zu verkaufen."

Die Band ging auf Tour und machte außerdem eine Konzertreise mit einem kleinen Orchester, dirigiert von Bill Conti, der mit dem Oscar-prämierten Soundtrack zu Sly Stallone’s ‘Rocky’ berühmt wurde. Schließlich hatte Donnie Dacus keine Lust mehr und verließ die Band, obwohl er auf dem 13. Album noch anwesend war. Chicago's Personalproblem wurde mit einem musikalischen verbunden: Als die späten ‘70er anbrachen, wurde der kultivierte Jazz-Rock-Pop-orientierte Chicago-Stil von Disco auf der einen und Punk/New Wave auf der anderen Seite bedrängt, alles was die Band machte, schien unmodern zu sein.

Die Antwort darauf war ‘Chicago 13’. Das Album wurde im August ’79 veröffentlicht und enthielt den Song ‘Street Player’, der auf Disco getrimmt war. Parazaider zufolge durchbrach das Album ‘die Mauer von 700.000 Kopien’, ein guter Verkauf für manch anderen Künstler, aber sehr enttäuschend für Chicago’s Standards.

Zu dieser Zeit unterschrieb Chicago einen neuen Multi-Millionen Dollar-Plattenvertrag mit Columbia.
„Es gab keine Einigung zwischen uns und Columbia," sagt Lamm. „...von da ab gab es viel Ärger und Feindseligkeiten mit der Plattenfirma."

Nach ‘Chicago XIV’ gingen die Verkäufe in den Keller, und Columbia kaufte die Band aus dem Rest des Vertrages raus und veröffentlichte ‘Greatest Hits, Volume II’, aufgelistet als das 15. Album.

Um Donnie Dacus zu ersetzen, mietete Chicago den Gitarristen Chris Pinnick. „Chris kam Terry’s rhythmischem Ansatz am nächsten," sagt Lamm.
Zu dieser Zeit verließ auch Laudir De Oliveira die Band.

 
1982-1991: Die Foster/Warren -Jahre

Im Herbst 1981 fragte die Band Bill Champlin, ein bekannter Los Angeles Session-Sänger und Musiker, ob er Lust habe, sich ihnen anzuschließen.
„Sie brauchten ein klein wenig Gitarrenarbeit," sagt Champlin, „und sie brauchten jemanden, der Terry’s Zeug singen konnte."
„Bill kam Terry’s rasanter Stimme am nächsten,"
sagt Parazaider.

Bill Champlin hatte schon eine lange Karriere hinter sich. Geboren am 21. Mai 1947 in Oakland, wuchs er in verschiedenen Kalifornischen Städten auf und blieb in Marin County nördlich von San Francisco, als er l2 war. Champlin’s Mutter spielte Piano und schrieb Songs, er nahm Klavierstunden im Alter zwischen drei und fünf Jahren.
„Ich las Musik, bevor ich Englisch lesen konnte," erinnert er sich. Aber es war nicht erst die Ankunft von Elvis Presley und dem frühen Rock ‘n Roll, als er die Gitarre nahm und anfing, über Musik als seinen künftigen Beruf zu denken.
„Ich hatte schon früh Klaviertraining, so dass es für mich nicht schwierig war, damit zurechtzukommen," sagt er, „und dann besuchte ich ‘eine Million’ Musikstufen in der High-School. Ich versuchte, so viele Instrumente zu lernen, wie ich konnte, denn ich wollte ein Musik-Meister werden."

Während seiner High School-Zeit war Champlin ein Mitglied von ‘The Opposite Six’, eine Band mit zwei Bläsern, die James Brown-Style R&B spielten.
„Wir waren die Haus-Band in einem Gemeindezentrum," sagt er, „und wir spielten eine Menge von den bekannten Acts, wie ‘Jan and Dean and the Righteous Brothers’."
Aus ‘The Opposite Six’ entwickelten sich ‘The Sons Of Champlin’, sie veröffentlichten 1965 auf dem Label "Verve" eine Single. Champlin besuchte dann das College von Marin, wo er sein Musikstudium fortsetzte, gleichzeitig bekam er aber da einen guten Rat: „Mein Theorielehrer Larry Snyder schlug vor, dass ich mit dem Studium aufhöre, damit ich Musik mit meiner Band machen kann, es wäre besser als jeder Unterricht," erinnert sich Champlin zurück.

MitThe Sons Of Champlin’ wurden eine der originalen San Francisco’er Rockgruppen der 60'er geboren, sie veröffentlichten sieben Alben, obwohl sie nie ein bedeutender kommerzieller Erfolg wurden.
Champlin machte mit der Band Schluss und zog 1977 nach Los Angeles, wo er mit seiner Session-Arbeit anfing. Auch als Texter beteiligte er sich an dem Song ‘After The Love Has Gone’, der ein großer Hit für ‘Earth, Wind & Fire’ wurde, er bekam auch einen Grammy und wurde R&B-Lied des Jahres.
Für das Mittexten von ‘Turn Your Love Around’ bekam er ein zweites Mal einen Grammy mit der Auszeichnung "R&B-Lied des Jahres", der Song wurde auch ein Hit für ‘George Benson’, nachdem sich Champlin Chicago angeschlossen hatte.

Champlin arbeitete auch eng mit den kanadischen Produzenten und Texter ‘David Foster’ zusammen, der auch andere Künstler wie ‘Hall And Oates’ oder die ‘Average White Band’ betreute.
„Viele Leute denken, Foster hätte mich zu Chicago gebracht," sagt Champlin, „aber es lief eigentlich genau umgekehrt, denn ich brachte ‘Foster’ zu Chicago."
Danny Seraphine kannte Champlin und er fragte ihn, ob Foster das 14. Album produzieren könnte, bevor ‘Tom Dowd’ doch den Job machte. Foster wurde aber daraufhin als Produzent des 16. Albums ausgewählt.
„Danny rief mich an und sagte ‘Was denkst du von David Foster als Produzent?’" erinnert sich Champlin. „Ich sagte ‘Ihr werdet wahrscheinlich am Ende eine Menge umändern müssen, aber ich denke, Foster ist die richtige Wahl.’"
Wie Champlin es vorhergesagt hatte: David Foster war die starke Hand von ‘Chicago l6’, beim Mittexten von acht der zehn Songs des Albums, einschließlich ‘Hard To Say I'm Sorry’, der weltweit die Nr.1 Single wurde, als das Album von Full Moon/Warner 1982 veröffentlicht wurde. Das Album ging in die Top Ten und wurde eine Millionen Mal verkauft.

„Wir waren wiederauferstanden", erinnert sich Parazaider. „Ein Mädchen kam zu mir und sagte: ‘Ich hab’ ihre erste Platte, können sie ihr Autogramm darauf machen?’ Das war irgendwo in North Carolina. Wir waren auf dem Weg zur Bühne und ich erzählte, ich würde es nach der Show ihr geben. Und ihr Album war ‘Chicago 16’. Sie hatte keine Ahnung von den anderen Alben vor ‘Chicago 16’. Die eigentliche Erkenntnis davon war: Eine neue Chicago-Generation wurde geschaffen."
„Ein neuer Karriereabschnitt brach für uns an," sagt Loughnane, „...auch Warner Bros. sah sich durch die Verkaufszahlen bestätigt, umso mehr, weil Columbia sagte, mit uns könnten sie nichts mehr verkaufen. Diese Art von Konkurrenz konnte uns nur nützen: Warner Bros. legte sich für uns ins Zeug, um Columbia Paroli zu bieten."

Das nächste Chicago-Foster Projekt wurde im Mai 1984 ‘Chicago 17’. Dieses Album wurde der größte Verkaufsschlager der Band. Hits wie ‘Stay The Night’, ‘Hard Habit To Break’, ‘You're The Inspiration’ und ‘Along Comes A Woman’ trieben das Album über die sechs Millionen-Marke und bestätigten Chicago's Amerika-Spitzen-Band-Status. Sie spielten endlich mal wieder ausverkaufte Konzerte in Nordamerika und Asien.

„Wir hatten die großartige Gelegenheit, wieder einmal wie in unserer großen Zeit zu spielen," sagt Loughnane. „Es war die zweite große Welle. Mancher würde sein Auge für den Erfolg hergeben, den wir zum ersten Mal in den '70er Jahren hatten, und um ihn jetzt das zweite Mal zu wiederholen, ist ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Rock ‘n Roll als auch gut für unsere Story. Nicht viele Leute bekamen diese Gelegenheit und wir hatten viel Spaß damit."

Aber Chicagos erneuter Erfolg kündigte ein neues Problem an:
Peter Cetera, der mit seinem Gesang und dem Songschreiben romantischer Balladen seine Popularität erhöhte, entschied sich, die Band zu verlassen und eine Solokarriere nach der 1985er Sommertour zu starten. In einer ironischen Wendung würde aber der Anfang seines neuen Solo-Trips zum seinem Nachfolger führen, der hauptsächlich Chicago half und ihren Erfolg noch ausbaute.

„Als Peter ging, blieb er bei Warner Bros.," erklärt Jason Scheff. „Ich hatte soeben einen Songvertrag unterschrieben, und Michael Ostin bei Warner Bros. rief meinen Verleger an und fragte: ‘Haben sie irgendwelche Songs für Peters Solo Album bzw. jemand, der mit ihm für das Album zusammenarbeitet?’ Er sagte: ‘Ja, wir machen mit diesem neuen Baby den Vertrag gerade fertig.’ Damit schickten sie die Demos von den ersten drei Songs meines beigesteuerten Materials, und die immer wiederkehrende Geschichte ist: Dieser Michael hört meine Stimme und sagt: ‘Warte eine Minute, das könnte der Mann sein, den Chicago für Peter's Ersatz sucht.’ Ich wusste nicht, dass dies noch weiterverfolgt würde. So bekam ich eines Tages einen Telefonanruf, wo man sagte: ‘Wir haben Ihr Tonband gehört, und wir glauben, dass sie der Mann sind, um Cetera bei Chicago zu ersetzen.’ Es war schon verblüffend, in einem Alter von 23 Jahren ein solches Angebot zu bekommen."

Jason Scheff wurde hautsächlich wegen seiner Tenorstimme ausgewählt. Er wurde 1962 in San Diego geboren. Obwohl er der Sohn des legendären Bassisten Jerry Scheff ist, der schon für Elvis Presley spielte und mit unzähligen anderen Musiker gespielt hat, schien niemand die Verbindung zu dem instrumentalen Loch hergestellt haben, das Cetera's Abgang hinterließ.
„Manager Howard Kaufman fragte mich: ‘Welches Instrument spielen Sie?’ Ich sagte: ‘Ich bin ein Bassist’," erinnert sich Scheff. „Er sagte: ‘Oh mein Gott! Das klingt wie ein Wettkampf, der in Himmel ausgetragen wird."

In San Diego aufwachsend, sah der junge Scheff seinen Vater nur sehr wenig, nachdem seine Eltern geschieden waren. Aber als er sich entschied, ein Instrument zu spielen, konnte er die väterliche Verbindung fühlen.
„Das Musizieren war von Anfang an ganz normal für mich, denn ich wusste, es war ein Geschenk, das er mir genetisch gegeben hatte," sagt er.
Scheff's Mutter war auch Musikerin, und die beiden Eltern hatten zusammen eine Band, als er 14 war. In seinen Teenagerjahren spielte Scheff in hiesigen Top 40 Bands, und sein erster Durchbruch kam als er 19 war. Peter Wolf (der Plattenproduzent, nicht der ex-J. Geils Band Sänger), der Chicago später produzieren sollte, nahm ihn in seine Band, die für die ‘Rolling Stones’ in Wien 1982 die Vorgruppe waren. Zurück in L.A. schrieb er weiter Songs und machte Aufnahme-Sessions. Aber Chicago war trotzdem der größte Durchbruch seiner noch jungen Karriere. Es war auch, wie er sagt, „Die letzte Sache, die ich mir hätte vorstellen können."

Chicago und Scheff gingen ins Studio, um mit David FosterChicago 18’ aufzunehmen. Das Album entstand Ende September ‘86, wo die Band eine Herbst-Tour unternahm, um das neue Bandmitglied vorzustellen.

Chicago 18’ erreichte Gold und Scheff’s Fan-Akzeptanz wurde mit dem Top-Ten Status der Hit-Single ‘Will You Still Love Me?’ noch gefestigt.
Hier sang er zusammen mit Bill die Lead-Vocals. Es war schließlich der Hit, der ihn überzeugte, dass er dazugehörte.
„Als ich in die Band einstieg, setzten sie all ihre Zuversicht in mich und sahen nie zurück," sagt er. „Sie investierten in mir für ihre Zukunft. Da gab es viele Leute, die skeptisch waren. ‘Will You Still Love Me?’ wurde aber ein großer Hit, und dann hatte ich doch noch das behagliche Gefühl, dass ich akzeptiert wurde."

„Die nächste Hürde war, diesen Erfolg beizubehalten," bemerkt Scheff.
Mit den Produzenten Chas Sandford und Ron Nevison wurde ‘Chicago 19’ aufgenommen und im Juni ’88 veröffentlicht. Das Album hatte drei Top-10 Hits, mit ‘Look Away’ hatte die Band die schnellste aufsteigende Single in ihrer Geschichte, und landete auf Platz 1.
„Es war," sagt Loughnane, „die erste Balladensingle seit langer Zeit, die nicht von einer Tenorstimme gesungen wurde." Bill Champlin sang die Lead.-Vocals. Damit sollte der Radioforderung für Balladen nachgegeben werden und erlaubte der Band größere musikalische Flexibilität.
„...stattdessen," sagt Loughnane, „wussten die Fans nicht mehr, dass das Chicago war! Wir spielten diesen Song Live im Konzert, und du konntest Fans gehen sehen...’Warum machen sie diesen Song nur? Ich verstehe es nicht, warum sie diesen Song machten. Mein Gott, das sind sie!’ Es ist nicht von Chicago erklärbar, wie es dazu kam..."
„Wir hatten uns das Schwanzende der großen Pop-Balladen geschnappt," sagt Scheff, „...mit dem Ergebnis, dass zwei der Singles auf ‘19’ (‘Look Away’ und ‘I Don't Wanna Live Without Your Love’) von uns nicht geschrieben wurden. Sie wurden von Diane Warren, vielleicht die erfolgreichste Pop-Songschreiberin dieser Zeit, geschrieben. Zugestanden, wir hatten zwei große Hit-Singles, sie waren wichtig für uns. Diese Hits halfen uns, den Platin-Status wieder zu erreichen und etablierte Bill Champlin als wichtiges Bandmitglied. Kommerziell war es sehr gut für uns." erkennt Scheff an, aber er meint, dass diese Songs Chicago’s individuelle Merkmale nicht enthielten.

Im Sommer ‘89 ging Chicago wieder zusammen mit den Beach-Boys auf eine außergewöhnliche US-Tournee. Auch zwei Greatest-Hits-Alben wurden gleichzeitig in den U.S.A., ‘Greatest Hits 1982-89’ (zählte als das 20. Album), und in Europa, ‘The Heart of Chicago’, veröffentlicht. Sie enthielten sowohl Hits aus den Columbia- als auch den Warner-Jahren. Die Band eröffnete dann das aktuelle Jahrzehnt mit noch einer Hit-Single, Jason Scheff’s What Kind Of Man Would I Be’. Dieser Song wurde ursprünglich auf ‘19’ veröffentlicht und ist auch Bestandteil der neuen Hit-Compilation. Damit produzierte Chicago Hit-Platten in vier aufeinanderfolgenden Jahrzehnten.

Die nächste große Personaländerung bahnte sich an: Gründungsmitglied und Schlagzeuger Danny Seraphine verließ 1990 die Band.
(Wegen seiner physischen und psychischen Probleme sowie der Unzuverlässigkeit wurde er von der Band entlassen)
Um ihn zu ersetzen, wandten sie sich zu "diesem Surfing-Schlagzeuger", der schon vor 22 Jahren ein Fan von ihnen im Shrine Auditorium war.
„Ich wurde echt überrumpelt, als ich diesen Telefonanruf bekam, und sie sagten: ‘Hätten sie Lust, sich Chicago anzuschließen?’" erinnert sich Tris Imboden. „Ich sagte: ‘Lassen Sie mich darüber nachdenken... Ja!’"
Vieles hatte sich für Tris Imboden in den letzten Jahrzehnten verändert. Südlich von Los Angeles, in den Strand-Städten von Orange County aufwachsend, hatte er früher als Kind ein prägendes Erlebnis, das seinen Karriere-Weg bestimmte.
„Das klingt schon kitschig," gibt er zu, „...aber ich werde es nie vergessen. Als ich fünf war, brachte mich mein Vati zu einem Viertel in Huntington Beach, wo die Juli-Parade stattfand. Eine Marching-Band marschierte vorbei, und die Trommelabteilung war voll am Rauchen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, ich war tief bewegt. Aber ich wusste in diesem Moment, dass das genau die Sache war, die ich machen wollte."
Imboden’s Eltern ermutigten ihn, ein Profi zu werden.
„Meine Eltern hatten einen sehr guten Geschmack," sagt er, „somit hörte ich zuhause viel Jazz, sowie Rock ‘n Roll, R&B und alles andere, dafür bin ich ihnen sehr dankbar."
Imboden’s erste Profi-Gigs hatte er in High-Schools als Schlagzeuger in Surf-Bands. Frisch aus der High-School entlassen schloss er sich einer neuen Band, genannt ‘Honk’ an. wird. Obwohl die Band drei Alben machte, gute Kritiken sowie Kult-Status erlangte, sagt Imboden: „Wir hatte weder nationalen Erfolg oder eine Hit-Platte". Aber sie erregten Aufmerksamkeit in der Musikbranche, trotzdem trennten sie sich. Imboden zog nach Los Angeles und machte Sessions-Job’s.

Er arbeitete auch als Hilfsmusiker, zuerst für Ex- ‘Fairport Convention’ und ‘Matthews Southern Comfort’-Gründer ‘Ian Matthews’. Dann bewarb er sich bei ‘Kenny Loggins’. Gewählt aus über 187 anderen Bewerbern, wurde Imboden Loggin's neuer Trommler für die nächsten Jahre, er spielte auf seinen Platten und Tourneen. „Es gab," erinnert er sich, „viele Hits und tolle Musik".
Mitte der 80er begann Loggins wie viele andere auch in der Industrie, Drum Computer zu benutzen, und seine Tourneen und Platten wurden immer weniger. Imboden setzte aber seine ‘Arbeit auf der Straße’ weiter fort und spielte mit Chaka Khan sowie Al Jarreau.

Aber 1990 war er quasi arbeitslos, als der Anruf von Chicago kam.
„Das Timing war perfekt," sagt er, „...großartig, und die Chemie zwischen der Band und mir stimmte direkt. Es war echt großartig, wirklich eine große Sache, musikalisch und persönlich auch."

Chicago Twenty 1’ wurde im Januar 91 veröffentlicht. Wieder vertraute die Band Diane Warren, sie schrieb zwei Songs: ‘Explain It To My Heart’ und ‘Chasin' The Wind’, sie wurden als Singles veröffentlicht. Aber dieses Mal wurden es keine großen Hits.
„Diese zwei Singles waren echt nette Songs," sagt Scheff, „aber wenn man versucht, irgendetwas zu veröffentlichen, stehen einem Top-Songs wie ‘Hard Habit To Break’ oder ‘What Kind Of Man Would I Be?’ gegenüber."
Ironischerweise machte Chicago’s langfristiger Radioerfolg ihre neue Musik immun: Sie konkurrierten mit sich selbst, während ihre jüngsten Hits fortsetzten, als ‘wiederkehrend’ gespielt zu werden. Besonders der Song ‘Explain It To My Heart’ wurde von den bedeutenden Radiostationen ignoriert..
„Ich glaube, dass das der beste Diane Warren Song war, den ich in diesem Zeitraum hörte," sagt Loughnane. (Er meint, Warren hatte mit ‘Because You Loved Me’, den 96er Celine Dion Hit, noch einen besseren) „Er war prächtig, und es war in unserem Stil. Ich meine immer noch bis zum heutigen Tag, dass es ein Top-1 Song ist."
Aber ‘Explain It To My Heart’ war nicht Album-typisch, weil er einer von nur drei Songs war, die nicht von den Bandmitgliedern geschrieben wurden.

Auf ‘Chicago Twenty 1’ traten die Chicago-Bläser wieder etwas mehr in den Vordergrund und die Bandmitglieder konzentrierten sich wieder mehr auf das Komponieren. In einem Sinn, durch dieses Album entdeckte Chicago wieder sein Herz, und diese Arbeit überschritten kommerzielle Überlegungen.
Wie Lamm sagt: „Wir überlegten, ob es vielleicht besser ist erfolgreich zu sein oder das wir auf unseren eigenen Verdienst fallen."

Im gleichen Jahr wurde Chicago mit ihrem eigenen Stern auf Hollywood's ‘Walk of Fame’ geehrt.

 
1992-1999: Die Jahre der Bescheidenheit und Rückbesinnung

Im Jahre 1993 begannen die Arbeiten an einem neuen Chicago-Album, wo Produzent Peter Wolf Regie führte. Er wollte, dass die Band ihr ganzes Material selbst vorbereitet und in der ähnlichen Weise arbeiten sollte, wie man es in den frühen Jahren machte.
Parazaider erinnert sich: „Peter Wolf sagte zu mir: ‘Bring alles, die Bass-Klarinette, die Klarinetten, alle Saxofone, alle Flöten, alles. Wir werden es wie in den alten Tagen machen’, und es war sehr aufregend für uns".
Das Ergebnis war das erst im Jahre 2008 veröffentlichte Album ‘Stone Of Sisyphus’.
„Dieses Album musste gemacht werden," sagt Parazaider. „...besonders nach all den Sachen mit Warner Bros., mit unseren Erfolgs-Balladen. Diese Band musste nun zurückkehren zur Bandarbeit, zum Band-Concept-Album, wo die Band mit der Musik lebt, wo jeder seinen Anteil daran hat, wo jeder darin verwickelt ist, mit unseren Vorschlägen beim Proben der Songs oder was auch immer. Genauso arbeiteten wir mit Sisyphus."

Parazaider ist eindeutig von dem positiven Stellenwert des Albums für Chicago überzeugt.
"Nur wenn wir mit dem Material einverstanden wären, würde dieses Album auch gemacht," sagt er, „denn wir wären frustriert, nicht unsere Musik aufs Album zu bringen. Sachen produzieren nur für Warner Bros., nur um das zu machen, was verkauft wird. Du schaust einem geschenkten Gaul nicht ins Maul, ein Hit ist ein Hit ist ein Hit. Aber hier hatten wir das Sagen, und das ist der Sinn von Sisyphus."

Die Band-Mitglieder fühlten, dass dies eins ihrer besten Alben war, aber ihre Begeisterung wurde von der Plattenfirma nicht geteilt.
„Warner Bros. wollte die Platte nicht," sagt Parazaider. „In der Tat mochten sie es nicht so sehr und letztendlich beendeten wir den Deal mit der Plattenfirma. Aber die Masterbänder wurden, weil wir daran glauben, nicht verbrannt und ich weiß, sie werden irgendwann mal veröffentlicht."
(Das Album wurde im Jahre 2008 veröffentlicht)
Einige der Songs vom Album wurden schon auf internationalen Greatest-Hits-Alben, wie 1996 ‘The Very Best Of Chicago’, in Europa veröffentlicht.

Chicago begann nach diesem Rückschlag ein neues Projekt: Vorgeschlagen von Aufnahmeleiter John Kalodner, wurde ein Album mit Bigband-Klassikern aufgenommen. ‘Night & Day (Big Band)’ wurde im Mai ’95 auf Giant Records veröffentlicht. Das Album beinhaltet Standards von Glenn Miller (‘In The Mood’) und Duke Ellington (‘Don't Get Around Much Anymore’, ‘Sophisticated Lady’, ‘Take The A Train’) sowie andere Klassiker.
Wegen der Ellington-Verbundenheit machte Chicago dieses Projekt. Außerdem hatte man noch eine musikalische Schuld an Duke zurückzuzahlen.

Zurück in die frühen 70's: Ellington hatte Chicago gefragt, ob sie auf seinem TV-Special ‘Duke Ellington: We Love You Madly’ auftreten wollten, zusammen mit solch erhabener Gesellschaft wie Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Ray Charles, Peggy Lee, und Count Basie. Nach der Show gingen Parazaider und Pankow zu Ellington, der ans Ende seiner gefeierten Karriere angelangt war.
„Ich sagte: ‘Herr Ellington, es war wirklich eine Ehre für uns, dass wir bei ihrer Show dabei sein durften’", erinnert sich Parazaider, „und er schaute Jimmy und mich an, und sagte: ‘Im Gegenteil Jungs, ich fühle mich geehrt, weil ihr die nächsten Duke Ellington’s seid.’ Wir wurden benebelt davon, ihn zu treffen und dass er das sagte. Wir gingen und ich sagte: ‘Ja, richtig, und wenn wir jetzt noch einen Hit hätten, um die Miete zu zahlen, könnten wir froh sein’, ohne an den langen Weg zu denken. Als die Idee für das Big-Band-Album präsentiert wurde, ging zuerst eine lauwarme Reaktion durch die Band. Dann erinnerte ich mich mit Jimmy zurück, und ich resümierte: Vielleicht ist dieses Projekt unser musikalisches Lebens-Schema. Das war einer von den Hauptantriebsgründen, dieses Album zu machen."

„Den Ansatz, den wir bei ‘Night & Day’ setzten - und ich denke, wir waren dabei erfolgreich - war zeitgenössisch zu sein." sagt Imboden. „Wir beließen nichts traditionell, zumindest im Rhythmusteil."
Zur gleichen Zeit setzte das Album die Chicago-Bemühung fort, die Bläser wieder zu einer primären Stelle in der populären Musik zu integrieren.
„Die Bläser waren die Stimmen der Zeit," sagt der große Big-Band-Enthusiast Lee Loughnane über die Swing-Ära. „Sie spielten alles, und dann halbwegs durch den Song hatte der Sänger mit ein paar Refrains dazwischengefunkt, danach konnte er sich wieder hinsetzen. Dann kam der Rock ‘n Roll, er wurde der Rhythmusteil, die Gitarre wurde dann für lange Zeit die Gesangstimme. Und dann kommt Chicago, und wir versuchten, aus den Bläsern die Gesangstimmen wieder zu zaubern, und waren dabei ganz erfolgreich."

Robert Lamm sagt: „Als wir mit diesem Projekt anfingen, sagten wir nicht: Gut, dieses Album ist genau das, was Chicago schon immer gemacht hat. Richtigerweise suchten wir einen Weg, das zu produzieren, was wir eigentlich immer schon gemacht hatten, und zwar Rock Pop mit Bläser."
Bill Champlin stimmt überein: „Für mich war es eine Herausforderung, ich sollte die Gesänge so arrangieren, dass sie wie traditionelles Chicago klingen, ohne den Songs ihr originales Feeling zu nehmen," sagt er.

Auf ‘Night & Day (Big Band)’ spielten auch verschiedene Gäste wie die Welt-Musik-Band ‘Gipsy Kings’, das Hip-Hop R&B Trio ‘Jade’, Aerosmith's Joe Perry, und David Letterman's Bandleader Paul Shaffer, der auch die Anmerkungen schrieb. Bruce Fairbairn, bekannt für seine Projekte von Hart-Rock-Acts wie Van Halen, AC/DC, Aerosmith, Bon Jovi und anderen, handhabte die Produktion in den Armoury Studios bei Vancouver.

„Es war für uns eine enorme musikalische Erfahrung, genau um das ging es hier meiner Meinung nach," sagt Loughnane. „Eigentlich hätte das Album mehr populären Erfolg verdient, aber es ist immer noch große Musik, und was mich betrifft, ich werde es mit ins Grab nehmen. Ich weiß, wir gaben alles, und es klang großartig."

1995 war Chicago wieder mal damit beschäftigt, einen neuen Gitarristen zu finden.
Die Band setzte zwei Tage Vorspielproben an, um aus einer auserlesenen Gruppe auswählen zu können.
„Sie hatten eine schöne Vorspiel-Liste," erinnert sich Keith Howland. „Am ersten Tag der Vorspielproben erfuhr ich, dass Chicago einen neuen Gitarristen suche, und ein Freund, der im selben Gebäude arbeitete, sagte mir, wo die Proben stattfanden." Howland verständigte das Band-Management und erfuhr, dass das Vorspielen abgeschlossen war. „Als eine letzte Verzweiflungstat kam ich hierher und wollte so lange auf dem Parkplatz warten, bis die Band auftauchte." Howland hatte mal kurz Kontakt mit Jason Scheff, der einmal eine Band live hörte, wo er spielte.
„Ich sagte: ‘Hab’ ich irgendeine Chance für eine Vorspielprobe?’ und er erzählte mir, ich sollte nach Hause gehen, weil sie heute ausgebucht wären, aber er würde mit den anderen reden," sagt Howland.
Sie hatten scheinbar niemanden gefunden, denn Howland erhielt in der Nacht einen Anruf von Scheff, und er sagte, sie hätten die Proben auf einen dritten Tag verlängert, nur um ihn zu hören.
„Ich ging hin, und ich war der Einzige, der diesen Tag spielte," erinnert er sich. „Ich war so nervös, es war lächerlich, ich spielte einen Strauß von Melodien mit ihnen, machte A-cappella Background-Vocals mit Bill, Jason und Robert. Als wir fertig waren, packte ich meine Instrumente wieder ein.
Alle gingen in den Flur und redeten miteinander. Dann kam Bill zu mir zurück und sagte: ‘Hallo, willst du einen Gig?’"

Keith Howland’s Beharrlichkeit ist von seinem langen Chicago-Interesse begründet.
Keith Howland wurde am 14. August 1964 in Silver Spring, Maryland geboren. Er und seine Familie waren seit dem ersten nationalen Chicago-Erfolg schon Fans dieser Band gewesen.
„Mein älterer Bruder war eigentlich der erste, der mich auf die Band aufmerksam machte," sagt er. Howland fing mit dem Gitarrenspielen im Alter von sieben Jahren an und Terry Kath war einer von seinen frühesten Einflüssen. Howland fuhr dann 1988 nach dem College-Abschluss nach Los Angeles und spielte mit Patty Smyth und Rick Springfield. Aber der Job bei Chicago ist der größte Durchbruch in seiner Karriere. Er sagt: "Ich bleibe so lange, wie sie mich brauchen."

Warum wurde Howland Chicago’s neuer Gitarrist? Es war der Gitarrensound, den die Bandmitglieder schon eine lange Zeit nicht mehr gehört hatten.
„Als Keith vorspielte, spielte er so nach Terry's-Art, auch im Rhythmus, so konnte er nur unser Mann werden," sagt Parazaider. „Du hörtest direkt, dass er der richtige Mann war, der das fertigbrachte."

Howland’s Rückkehr zu Terry Kath’s rhythmischem Stil konnte nicht besonnener sein, und es hat zu einer schnellen Fan-Akzeptanz geführt.
„Ich wuchs mit der Musik auf, und das war auch der Grund, warum ich es so spielte," sagt er. „Es schien für mich nicht richtig, hereinzukommen und in irgendeiner anderen Weise zu spielen, wie ich es schon immer gehört hatte."
Kath’s Arbeit als eine Basis benutzend, hatte Howland seinen eigenen Gitarrenklang innerhalb Chicago entwickelt.

1995 sicherte sich Chicago die Rechte ihres Original-Aufnahmen-Kataloges, die für Columbia zwischen 1969 und 1980 gemacht wurden. Dieser Katalog ist jetzt wieder neu bei ihrem eigenen Plattenlabel ‘Chicago Records’ veröffentlicht worden, sowie auch für einige Bandmember-Solo-Werke bzw. für andere Projekte.
„Wir sind ‘Chicago Records’, wir halten Ausschau nach Talenten sowie auch nach anderen Katalogen, die wir auf unserem Plattenlabel veröffentlichen können," sagt Parazaider. „Wir werden einige interessante Sachen bringen."

Unter den anderen interessanten Chicago-Sachen waren eine neue Konzert-Reihe und eine neue Platte. Am 7. Juli 1996 spielte die Band in der Hollywood-Bowl mit dem Hollywood-Bowl Orchestra. Die Show enthielt neu geschriebene Orchesterstücke, einschließlich des vollständigen ‘Ballet For A Girl In Buchannon’ aus ‘Chicago II’.
„Als ich das Ergebnis hörte, das Dwight Mikkelson für ‘Ballet For A Girl In Buchannon’ schrieb, bekam ich eine Gänsehaut," sagt Parazaider. „’Arbeit der Liebe’ ist vielleicht die richtige Beschreibung. Ich war halt überwältigt."

Parazaider dankt ‘The Moody Blues’, mit denen Chicago tourte, für die Inspiration dieser Idee. „Dann dachten wir, dass eine Menge von unserer Musik wirklich zu einem Orchester passen würde," sagt der Mann, der die Chicago Symphonie verließ, um Rock 'n Roll zu spielen. „Wir machten ein paar Sachen, Kleinkram von unterschiedlichem Material. Aber das ist ein größeres Vorhaben. Wir investieren eine Menge Zeit, Talent und Geld für diese Sache, aber wenn es nicht mehr weitergehen sollte, könnten wir es vielleicht ruhen lassen und es später mit anderem Orchester nachholen. Vielleicht, wir sagen nur vielleicht, wird es ein Schatten von den Sachen sein, die noch kommen werden. Wenn es mich klanglich begeistert, bin ich dabei!"

Das nächste Chicago-Album wurde ‘Ultimate Greatest Hits’. In den vergangenen Jahren erschienen verschiedene Ausgaben, aber keine amerikanische hatte die Band-Hits von den 60er bis zu den 90er Jahren enthalten. ‘The Ultimate Greatest Hits’ stellte das richtig und brachte Chicago's Geschichte auf den neusten Stand. „Irgendwie werden wir im Herbst nach unserer Sommertour weiterarbeiten," sagt Parazaider. „Wir sind froh, eine ‘Greatest-Hits’ - Ausgabe zu veröffentlichen, die nie zuvor gemacht wurde und auch ein paar neue Songs enthält, die aussagen, wer wir heute sind. Wir denken auch an eine Weihnachts-Platte, die vielleicht im nächsten Jahr erscheint."

1996 erschien bei 'Chicago-Records' die schon längst überfällige Tribut-CD für Terry Kath, 'Chicago Presents The Innovative Guitar Of Terry Kath'. Sie enthält 14 Songs, auf denen Terry dominiert.

1997 erschien zum 30. Chicago-Jubiläum bei 'Arcade' der 'Best-Off-Sampler' 'The Heart Of Chicago 1967-1997' mit 15 Songs. Dieser Sampler enthielt auch 2 neue Songs, der erste war 'The Only One' von James Pankow + Greg O'Connor und produziert von Lenny Kravitz. Der zweite neue Song war 'Here In My Heart' von James Newton Howard + Greg Ballard, Produzent war James Newton Howard. Dieser Song wurde Nr.1 in den AC-Charts.

1998 erschien erneut ein Sampler, diesmal von 'Reprise'. 'The Heart Of Chicago 1967-1998 Volume II' enthielt16 Songs einschließlich 2 neuen, alle produziert von Ex-Springsteen E-Street-Band-Keyboarder Roy Bittan. Der erste neue Song, 'All Roads Lead To You', stammte von Marc Beeson + Desmond Child und der zweite, 'Show Me A Sign', von James Pankow + Greg O'Connor.

1998 war auch das Jahr, wo das lang ersehnte 'Christmas-Album' endlich erschien. Chicago 25 - The Christmas Album' erschien bei Chicago-Records und enthielt 13 klassische Weihnachtssongs wie 'Little Drummer Boy', 'Have Yourself A Merry Little Christmas' oder 'White Christmas'. Ein neuer Weihnachtssong war auch dabei, 'Child's Prayer', komponiert von Lee Loughnane + John Durrill. Lee sang seit langer Zeit auch mal wieder einen Song: 'Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!'. Das Album wurde ebenfalls von Roy Bittan produziert und erschien nur in den U.S.A.
In der 'Billboard 200'- Liste stieg das Album auf Platz 47, in den 'Billboard-Christmas-Charts' erreichte es sogar Platz 4!

1999 erschien ihr 26. Album: "Chicago 26 - Live In Concert" mit 10 Live-Titeln (einschl. kompletten "Ballet") und 3 neuen Studiosongs. Die Livetracks stammten von ihrer 99'er US-Tour und klangen noch nie so klangoptimiert wie auf dieser CD. Die 3 neuen Songs waren "Back To You" von Robert Lamm und Keith Howland, die Schmuse-Ballade "If I Should Ever Lose You" von Burt Bacharach sowie die von Michael McDonald gesungene und komponierte Soul-Ballade "Higher And Higher".

 

2000-Heute: Das neue Chicago-Jahrtausend

2001 bogen Keith Howland und Tris Imboden vom Chicago-Soundpfad ein bisschen ab und veröffentlichten ihr erstes gemeinsames Soloalbum, "The Howland/Imboden-Projekt". Rein instrumental ausgelegt, beinhaltet es 10 tolle Jazz-Rock-Fusion-Kompositionen, wo auf manchen Tracks auch andere Chicago-Members wie Robert Lamm, James Pankow, Lee Loughnane, Jason Scheff und Bill Champlin mitspielen.

2002 kaufte die US-Plattenfirma "Rhino-Records" den Chicago-Katalog und begann sofort mit der Restaurierung ihrer Klassiker. Die erste Veröffentlichung war die Greatest-Hits-Ausgabe "The Very Best Of Chicago - Only The Beginning" auf 2 CD's. Danach folgten die Deluxe-Ausgaben zu "The Chicago Transit Authority", "Chicago II", "Chicago III", "Chicago V" und "Chicago VI". Mitte September erschien in Deutschland die Europa-Ausgabe zu "The Very Best" mit dem Namen "The Chicago Story - Complete Greatest Hits" und erreichte hierzulande Platz 25 in den CD-Verkaufscharts, in Schweden sogar Platz 1!
Im November 2002 erschienen die Ausgaben zu "Chicago VII" und "Chicago VIII". Sämtliche CD's sind im Klang optimiert, enthalten Bonustracks (bis auf "CTA" und "Chicago III") und mit raren Fotos ausgestattete Booklets.
Die Deluxe-Sonderausgabe zu "Chicago At Carnegie Hall" sollte 2003 erscheinen, verspätete sich aber bis 2005.

2003 erschien ein riesiger Sampler auf 5 CD's + 1 DVD: "The Box" sowie eine Neuauflage ihres 1. Christmas-Albums, aber mit 6 neuen Songs:
"Chicago Christmas - What's It Gonna Be, Santa?".

2005 erschien wieder eine Compilation, aber mit Soft-Balladen: "Lovesongs".

Erst 2006 erschien ihr lang erwartetes neues Studioalbum, produziert von dem jungen Country-Rock behafteten Jay DeMarcus: "Chicago XXX".
Das Album wurde kein großer Erfolg und erreichte in den US-Billboard 200-Charts nur Position 41.

2007, zum 40. Jubiläum der Band, wieder eine "Greatest Hits-Ausgabe": "The Best Of Chicago - 40th Anniversary".

Endlich, im Jahr 2008: Das lang erwartete Studioalbum, das eigentlich schon 1993 in die Läden kommen sollte, erschien:
"Chicago XXXII - Stone Of Sisyphus".


Dann ein erneuter Schicksalsschlag für Chicago: Im Sommer 2009 kündigte Bill Champlin seinen Job bei der Band, er gab seine Entscheidung mitten in der Tour bekannt. Ein schwerer Verlust für Chicago.
Trotzdem wurde er posthum durch Lou Pardini ersetzt, der schon des Öfteren für Bill während seiner Abwesenheit einsprang.

2011 erschien wieder ein neues Weihnachtsalbum, diesmal produziert von Phil Ramone:
"Chicago XXXIII - O Christmas Tree" (2011).

Im selben Jahr (2011) erschien eine Do-CD-Live-Ausgabe (Deluxe-Ausgabe mit Booklet und Poster) mit Aufnahmen aus dem Jahr 1975:
"Chicago XXXIV - Live In '75" (2011).

2013 erschien ein Album mit Chicago-Klassikern, in Nashville neu aufgenommen:
"The Nashville Sessions" (2013).

Im selben Jahr (2013) wurde Top-Perkussionist Walfredo Reyes Jr., der auch für Santana, Steve Winwood, Traffic u. a. spielte, festes Bandmitglied bei Chicago. Er unterstütze Tris Imboden mit Percussion.

2014 erschien ihr neues Studioalbum:
"Chicago XXXVI "Now" (2014).
USA: (weniger als 500 000) - US-Billboard 200 Charts (2014): Pos. 82 - German Album Charts: (2014): Pos. 56.

Endlich:
Ende 2015 wurde CHICAGO (neben DEEP PURPLE, STEVE MILLER, CHEAP TRICK und N.W.A.) endlich in die ROCK ‘n' ROLL HALL OF FAME
gewählt! Dabei bezog sich die Wahl auf die Ur-Band, also Robert Lamm, Terry Kath, James Pankow, Walter Parazaider, Lee Loughnane,
Peter Cetera (erschien nicht bei der Zeremonie) und Danny Seraphine. Das Komitee gab diese Entscheidung am 17. 12. 2015 bekannt. Andere Nominierte wie YES, JANET JACKSON und THE SMITHS gingen dabei leer aus.
Die Zeremonie fand am 8. April 2016 in New York statt.

Nachdem Jason Scheff über die Sommertour 2016 nur vorübergehend durch Jeff Coffey ersetzt werden sollte, gab die Band Ende Oktober 2016 offiziell bekannt: Jason Scheff hat die Band verlassen! Von da an war Jeff Coffey der neue Bassist und Sänger.
Außerdem wurde Ray Herrmann, der sowieso seit längerer Zeit als Ersatz für Walter Parazaider bei Livekonzerten einsprang, Ende 2016 als neues Bandmitglied aufgenommen. 2017 schied Walter Parazaider wegen seiner Krankheit dann ganz aus.

Das Personal-Karussel rollte weiter:
2018 wollte Jeff Coffey nicht mehr, gleichzeitig kündigte auch Tris Imboden. Man gab beidseitig familiäre Gründe an.
Die Tenorstimme von Jeff wurde von dem kanadischen Sänger Neil Donell ersetzt, die neue Rolle des Bassisten übernahm Brett Simons.
Tris Imboden's Schlagzeug-Ersatz wurde sein Percussion-Unterstützer Walfredo Reyes Jr., Walfredo's Perkussion wurde von dem Top-Perkussionisten Ramon Yslas übernommen. Das alles geschah 2018, ein turbulentes Chicago-Personal-Jahr.

2019 erschien ein weiteres Weihnachtsalbum: "Chicago Christmas 2019" (2019).
USA: (weniger als 500 000) - US-Billboard 200 Charts (2019): Pos. 72 - US-Billboard 200 Top Holiday Charts (2019): Pos. 8

Im November 2021 brach sich Keith Howland auf der Bühne das Handgelenk. Er wurde direkt während des Konzertes durch Tony Obrohta ersetzt, der sich im Publikum befand. Er spielte schon in der Peter Cetera-Tourband und war mit den Chicago-Stücken firm.
3 Wochen nach diesem Vorfall (2.12.2021) gab Keith Howland sein AUS bei Chicago bekannt. Tony Obrohta war von da an der neue Chicago-Gitarrist.

Am 21.01.2022 gab Lou Pardini in den sozialen Medien sein AUS bei Chicago bekannt.
Sein Nachfolger wurde Keyboarder Loren Gold, auch Tastendrücker für die Legenden "The Who" und "Roger Daltrey".
Im Mai 2022 hörte auch Bassist Brett Simons auf, sein Ersatz wurde Eric Baines.

Im Trubel dieser ganzen personellen Veränderungen erschien ihr neustes Studioalbum, produziert von Joe Thomas:
"Chicago XXXVIII - Born For This Moment".
USA: (weniger als 500 000) - US-Billboard Top Album Sales (2022): Pos. 21.

Im November 2023 veröffentlichte "Rhino" ein Best-Of-Album ihrer bisherigen Weihnachtsalben:
"Greatest Christmas Hits", eine Compilation mit 13 Chicago-Christmas-Hits, erhältlich auf CD, Vinyl und Digital.

Am 17. und 18. November 2023 fanden zu Ehren des 55. Jahrestages zu Chicago's ersten Albums "The Chicago Transit Authority" zwei legendäre Konzerte statt. Die Konzerte mit dem Titel „Chicago & Friends“ fanden in der Ovation Hall im Ocean Casino Resort in
Atlantic City, New Jersey, statt. Erste Gäste waren Chris Daughtry, Robin Thicke und Steve Vai, die dem ursprünglichen Leadgitarristen der Band Chicago, Terry Kath, ihren Tribut gaben. Weitere Gäste waren Robert Randolph, Judith Hill, VoicePlay und Christone "Kingfish" Ingram.
Bei den Konzerten feierte die Band den 55. Jahrestag ihres Debüts Chicago Transit Authority mit einem Set mit Melodien aus dem Klassikeralbum sowie einigen ihrer größten Hits.
„Wir freuen uns darauf, mit Barry Summers, unserem Produzenten, an diesem Konzertfilm zusammenzuarbeiten und mit unseren Fans in Atlantic City den 55. Jahrestag unseres Debütalbums Chicago Transit Authority in Chicago zu feiern, das an zwei Abenden gefilmt wird“,
sagte Chicago-Mitbegründer und Keyboarder Robert Lamm. „Wir werden exklusiv für diese beiden Shows eine Setliste mit Songs aufführen und freuen uns sehr, mit einigen besonderen Gästen aufzutreten, die alle auf Film festgehalten wurden.“
Das Konzert wurde am 16.12.2024 im US-Pay-TV ausgestrahlt.
Außerdem soll im Mai 2024 eine DVD/Blu-Ray, CD und eine limitierte Vinyl-Box erscheinen.


Heute, nachdem sie sich vor Jahrzehnten in Parazaider's Wohnung getroffen hatten, setzt Chicago das Vermächtnis der Musik fort, das sie von ihren Eltern und Lehrern geerbt und es Millionen von Fans gegeben haben. Neulich kehrte die Band zu ihrer Heimatstadt zurück, um in ‘The Tonight Show With Jay Leno’ aufzutreten. Walt Parazaider kam einen Tag früher in die Stadt, er wollte seinen über 80jährigen alten verwitweten Vater besuchen.
„Mein Vater spielt jetzt schon ungefähr 65 Jahre professionell Trompete," sagt Parazaider. „Ich setzte mich zu ihm hin und er übte. Er schaute mich an und hielt die Trompete in seiner Hand, dann sagte er: ‘Du weißt, Walt, eines Tages werde ich dieses Ding beherrschen.’ Das gab mir einen Moment der Klarheit. Ich erkannte, dass alles, was wir all diese Jahre gemacht hatten, nicht in einer Frist gemessen werden kann. Das ist der Weg des Lebens, der Weg, den mein Vater sein ganzes Leben verfolgt und genossen hat. Später in meinem Leben lernte ich das, was ich machen wollte... Ich bin in der Verfolgung meiner Lebensarbeit, und letztendlich realisiere ich es."

Die Fans haben sich schon immer über den Namen ‘Chicago’ gewundert. Ein einfacher Satz aus den Anmerkungen ihres allerersten Albums eliminiert jegliche Fragen zu ihrer Identität: „Wenn Du von ihnen reden willst, spreche von der Stadt, wo alle außer einem geboren wurden, wo sie alle zur Schule gingen und erzogen wurden. Nenn sie Chicago."

 

 

Quelle: Chicago-Records-Website

Übersetzung: Alfons Constroffer

 

 

 

 

 

 

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